d. Lehrweise. 147
nötigt sie zu selbstthätiger Arbeit unter Leitung des Lehrers und belebt durch
das selbsttätige Auffinden der Thatsachen und Lehren in hohem Grade ihr
Interesse für dieses Unterrichtsgebiet. Sieht sich der Lehrer genötigt, ab
und zu vortragend zu verfahren, z. B. bei Größe und Entfernung der Sonne,
des Mondes, so wird dieses doch in elementarer, anschaulicher Weise zu ge-
schehen haben.
3. Der Unterricht in der Himmelskunde ist in geeigneter
Weise in Beziehung zu anderen Disziplinen zu setzen! Es ist für
die harmonische Entwicklung der gesamten Geisteskräfte des Schülers wesent-
lich, daß die einzelnen Disziplinen nicht ein gänzlich isoliertes Gebiet bilden,
sondern mit andern Unterrichtsstoffen in fruchtbare Wechselbeziehung gesetzt
werden.
Diese pädagogische Forderung ist auch bei dem Unterricht in der
Himmelskunde zu berücksichtigen. Wenn z. B. im Vorbereitungskursus Mond
und Sterne betrachtet werden, wird man zur Belebung des Unterrichts etwa
die Gedichte: „Wer hat die schönsten Schäfchen? Die hat der goldne
Mond 2C." oder: „Auf einer großen Weide gehen viel tausend Schafe silber-
weiß :c.", oder: „Und die Sonne machte den weiten Ritt um die Welt k."
heranziehen. Andererseits hat im deutschen Unterricht zu derselben Zeit die
Behandlung jener Gedichte stattzufinden.
Bei der Betrachtung des Sonnensystems :c. wird man das Rätsel von
Schiller verwerten: „Es steht ein groß, geräumig Haus auf unsichtbaren
Säulen 2C." Auch die Lesestücke, welche bezügliche Stoffe behandeln, wie z. B.
populäre Abhandlungen und Betrachtungen von Hebel, Bernstein, Ule, wie
sie sich in guten Lesebüchern vorfinden, find (am besten in der folgenden
deutschen Stunde) zur Ergänzung des Lehrstoffes zu verwerten.
Der Geschichtsunterricht wiederum liefert in seinen Entdeckungsreisen
und Erdumsegelungen historisches Beweismaterial für die Rundung der Erde,
die Wunder der Polar- und Tropenwelt, die Natur des Meeres:c., und
man wird die Reisen des Kolumbus, die Erdumsegelung eines Magalhaens,
Cook:c., im Unterricht zweckmäßig zu verwerten haben.
Wenn so die zweckmäßig ausgewählten und umsichtig verteilten Unter-
richtsstoffe nach obigen Gesichtspunkten behandelt werden, wird der Unterricht
in der mathematischen Geographie gewiß die ihm zufallende Aufgabe in der
Jugend- und Volksbildung lösen.
Er erfordert aber vom Lehrer gründliche Einsicht in den Unterrichtsstoff
und sorgfältige Vorbereitung auf die Unterrichtsstunde. Deshalb möge die
Schlußforderung heißen: Der Lehrer beherrsche den Unterrichtsstoff
nach Inhalt und Methode!
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