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Es ist so still; die Heide liegt
Im warmen Mittagssonnenstrahle;
Ein rosenroter Schimmer stiegt
Um ihre alten Gräbermale;
Die Kräuter blüh'n; der Heidedust
Steigt in die blaue Sommerlust.*
Der Lehrer nehme nur in seine Auswahl Gedichte mit
auf, die ihm die Lesebücher (z. B. Wohnort und Heimat von
Weber) in überreicher Zahl bieten; sie geben der Heimat die
rechte Färbung, nehmen der Besprechung den trocknen Lehrton
und gewinnen für die Heimat das Herz.
4. Die folgende Stossgliederung giebt dem Lehrer nur ein
Gerüst lind ist selbstverständlich nicht auf jeden Ort anwendbar.
Der Lehrer muß hier wieder, wie beim Anschauungsunterrichte,
selbständig gestalten und das Gerüst mit Fleisch lind Blut aus¬
füllen. Ich stelle es mir als eine erfrischende Arbeit vor, etwa
nach den Gedanken, wie ich sie ausgesprochen habe, sich selbst
eine Heimatskunde zll erarbeiten, dazu Flur und Feld, Wald und
Hain, Berg und Thal zu durchstreifen, sowie geschichtliche Er¬
innerungen, Sitten und Gebräuche aufzusuchen und festzuhalten.
— Für die einfache Bolksschule stehen leider sehr wenig — 40
— Lektionen für die Heimatskunde zur Verfügung; der Lehrer
kann aber Lesebuch und Gesang mit in ihren Dienst stellen. —
5. Ein Vorschlag zur Stoffgliederung:
J. Frühlings Einzug.
(Diese Lektion leitet auch den naturgeschichtlichen Unterricht
mit eilt.) Woran haben wir erkannt, daß der Frühling seinen
Einzug gehalten hat?
Er kam mit seinem warmen Sonnenschein und mit
seinen linden, lauen Lüften. Er befreite Teich, Bach und
Fluß von der harten Eisrinde („Vom Eise befreit sind Strom
und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick").
Überall schmolz der Schnee. Bäche und Flüsse schwollen an.
* Man wolle auch die prächtige Schilderung der Heide von Kntzen
lesen, um zu erkennen, daß ein dichterischer Sinn und ein sinniges Auge
auch da Schönheiten findet, wo sie ein oberflächlicher Blick vermißt. —
Walther v. d. Bogelweide: Wan daz ich mich richte nach der beide,
diu sich schämt vor leide, so si den walt siht gruonen, so wiris
iemer röt.