Das Erzgebirge. 17
1. Geologische Bedingungen der Moorbildung. Die Torfmoore
kommen immer in den flachen Mulden der Hochfläche, in den Wannen-
förmigen Talböden der beginnenden Flußläufe, vor; an Abhängen mit starker
Neigung bilden sich keine. Diese hochaelegeuen Mulden sind mit einein
undurchlässigen Lehme ausgekleidet. Woher dieser Lehm? Er ist ent-
standen bei der Verwitterung der oberen Gesteinsschicht und durch das
von den umgebenden Höhen kommende Wasser in der Mulde zusammen-
geschwemmt worden. In den mit Lehm ausgekleideten Mulden sammelten
sich nun die reichlich fallenden Niederschläge, und weil fein rascher Ab¬
flußvorhanden war, so bildeten sich vor alters auf und an dem breiten
Kamme entlang Seen und Sümpfe.
2. Das Moos als Moorbildner. An den Rändern dieser Sümvfe
und flachen Seen siedelte sich das Torfmoos an und überzog allmählich
den ganzen Wasserspiegel. Die alten Schichten starben ab, uud ueue
erhoben sich ans ihnen; so wurde die ganze Wasseransammlung allmählich
mit abgestorbenen Mooslagen ausgefüllt. Das Moos enthält aber fo
viel fänlnisverhindernde Gerbsäure, daß die untergesunkenen Reste nicht
verfaulten, fondern erhalten blieben, aber im Laufe der Zeit schwarz
wurden. Standen ursprünglich Bäume im Sumpfe, so gingen sie infolge
der riesigen Mooswucherung zugrunde, der Wind brachte sie zu Falle,
uud der Torfstecher findet ihre kohlschwarzen Stämme im Torfe. Die
oberen Moosschichten drückten mit ihrem Gewichte die unteren immer
fester uud fester zusammen, und so entstand allmählich eine filzig-kohlen-
artige Masse. Als die seichten Seen und Sümpfe zugewachsen und mit
Torf angefüllt waren, hörte doch das Wachstum des Mooses noch nicht
aus; es bildeten sich mäßig anschwellende Hügel, die sich oft einige Meter
über die Umgebung erheben, die soa. Hochmoore. Noch iekt wachsen die
Moore nach oben und nach aufien immer weiter. Die Mächtiakeit der
Torfmasse beträgt vielfach 10 m, an einzelnen Punkten bis zu 15 m.
3. Die Moore als Sammelbecken. Die Torsmoore kennzeichnen sich
innerhalb der Landschaft immer dadurch, daß ihre Oberfläche niemals
hochstämmigen Wald oder glatte Wiese trägt, fondern mit niedrigen,
knieholzartigen Moorkiefern oder Latschen, mit Heidekraut und schwellen-
den Moospolstern bewachseu ist. Doch steht diese Vegetation nur büschel-
oder strauchweise da, dazwischen blinkt überall das dunkle Moorwasser
hervor oder ist der Boden, wenn er trocken erscheint, so weich, daß man
beim Beschreiten des Moores nur von Insel zu Insel hüpfen muß.
„Unergründlich", wofür manches Torfmoor ausgegeben wird, ist natürlich
keins, aber spurlos darin versinken können Roß und Reiter. Das ganze
Torfmoor ist ein riesiaer Schwamm: sowobl die lebende Oberfläche als
auch der filzige Boden darunter vermöaeu eine unalaubliche Menge
Wasser aufzufangen; die reichen Niederschläge des ganzen Jahres werden
Wünsche, Schulgeographie des Königreiches Sachsen. 2