Full text: Bilder aus den neuen Reichslanden und aus dem südwestlichen Deutschland (Bd. 3)

Das alte Baden. 30? 
vorhanden; das Wasser ist vollkommen klar und durchsichtig, von grünlicher 
Farbe, besonderer Weichheit und Glätte und eigentümlichem, an schwach¬ 
gesalzene Fleischbrühe erinnerndem Geschmacks) Die Temperatur bewegt 
sich zwischen 44° und 69° C. 
Es unterliegt keinem Zweifel, daß die Römer, nachdem sie im letzten 
Viertel des ersten Jahrhunderts das Deknmatland dauernd in Besitz ge- 
nommen, srüh diese Quellen entdeckten und um dieselben eine Kolouie 
gründeten. Es lag dies um so mehr uahe, als das Rheiuthal sumpfig 
war und die Ansiedelungen überall aus geschützte Thäler uud Thalabhäuge 
augewiesen waren. Nach den erhaltenen Meilensteinen war die Civitas 
Aquensis, wie Baden zuerst geuaunt wurde, der Mittelpunkt eines nicht 
geringen Verwaltungsbezirks, der sich nach Südwesten ans 2, nach Nord- 
westen auf 5 und nach Nordosten auf 9 Stunden nach den Orten Sinz- 
heim, Steinbach, Aue am Rhein, Nöttingen und Elmeudiugeu verfolgen läßt. 
Aus einer Grabschrift des Aemilius Cresceus, eiues Soldateu der 
14. Legion, erhellt, daß diese Legion bei Trajan's Aukuust im Dekumat- 
land nach Pannonien verlegt wurde, schou Ende des ersten Jahrhunderts 
hier eine militärische Anlage war, und die Civitas Aquensis schon um 
diese Zeit bestand. Sie überflügelte auch bald die übrigen Orte der Ge- 
gend. Kaiser, wie Trajau, Hadrian und Autouiuus Pius, besuchten sie und 
thaten gewiß Mauches zu deren Sicherung durch Verstärkung der Be- 
festiguugeu uud für deren Erblühen durch Errichtung von Bauwerken und 
Förderung des Handels; besonders aber hat sich, wie uoch vorhandene Mo- 
numeute bezeugen, Caraealla, der zugleich ein großer Baufreund war, 214 
um Baden verdient gemacht; von ihm erhielt die Stadt nach seiner Fa- 
milie den Beinamen Aurelia Aquensis. Auch Alexander Severus erscheint 
unter den Wohlthätern der Stadt. Nach den noch vorhandenen Ueber- 
resten, wie sie im Anfange des Jahrhunderts und wieder 1846 bis 1871 
bei dem Bau des Armen- uud des Friedrichsbades aufgefunden wurden, 
waren die Badeanlagen zur Römerzeit sehr bedeutend, und müssen hier alle 
jene Einrichtungen sich befunden haben, mit welchen die an Luxus und 
Behaglichkeit gewöhnten Südländer, wie auch die bedeutsamen Ueberreste 
von Badeuweiler bezeugen, ihre Bäder auszustatten pflegten. Danach 
bestanden in der Aurelia ohne Zweifel große öffentliche Bäder, warme, 
lauwarme uud kalte Schwimmbäder, Douche- uud Dampfbäder, Schwitz- 
bäder, Salbezimmer, Räume zum An- uud Auskleiden, Hallen, Vorhöfe, 
ein großer Versammlungssaal,.Speisesäle, Ballsäle, Baum- und Schatten- 
gänge mit Portiken, ein geräumiger gymnastischer Uebuugsplatz zum Riugeu, 
Ballspiel und Werfen des Diskns. So spielte sich schon in diesen alten 
Zeiten ein Badeleben ab, das dem der Gegenwart nicht so ganz nnähn- 
lich war. 
Nach den Fundorten zu schließen, muß das Terrain der jetzigen Stifts- 
*) Dr. Franz Heiligenthal, Geschichte der Stadt Baden und ihrer Bäder. Karls- 
ruhe, Braun, 1879.
	        
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