— 58
Luxemburg) kaum dichter bevölkert als die Eifel; ganz anders ist
es aber am Abhang. Auf der Linie, die vom nordfranzösischen
Fabrikbezirk bis nach der Aachener Gegend (s. lt. S. 65) hinüber¬
zieht, folgert auf einander die Mittelpunkte des Bergbaus und der
Glas-, Metall- und Webe-Industrie, darunter am Zusammenfluß von
Sambre und Maas die besonders durch ihre Messerschmiede bekannte,
befestigte Stadt Namur [namür], sodann vor der Nordbiegung der
Maas die sehenswerte Fabrik- und Universitätsstadt Lüttich (mit den
Vororten mehr als 200000 Einw.), namentlich durch ihre Waffenfabri¬
kation berühmt, endlich in einem Seitenthal die Eisenbahn-Grenzstation
Verviers [toermte], für deren Tuchfabriken die benachbarte Gileftpe-
Thalsperre Mlap'l weiches d. H. kalkarmes Wasser ansammelt.1
In dem belgischen Flachlande blühten schon im Mittelalter
Gewerbfleiß und Handel, sowohl in Brabant [brnbant], dem die
jetzige Hauptstadt Brüssel angehört, als in dem westlichen Flandern.
Auch hier Hat die Nähe der Kohlen den Übergang von der Handarbeit
zum Maschinenbetriebe ermöglicht; neben den Kanälen überspannt
ein äußerst dichtes Eisenbahnnetz das Land. Die schöne Hauptstadt
Brüssel (Bruxelles, mit den dicht anschließenden Vorstädten mehr
als y2 Mill. Einw.) zerfallt in die Oberstadt mit dem Sitze der Re¬
gierung und den Wohnungen der (französisch redenden» Vornehmen
und die Unterstadt mit der Gewerbe und Handel treibenden (vlae-
mischen) Bevölkerung. Prächtige Straßen, Plätze, Kirchen, öffentliche
Gebäude und Denkmäler schmücken die Großstadt; zwei Universitäten
und andere Bildungsanstalten, zahlreiche Verkehrswege (darunter der
in Angriff genommene „Seekanal"), lebhafte Thätigkeit in verschie¬
denen Gewerbszweigen (in und bei Brüssel werden z. B. die „Brüs¬
seler" oder „Brabanter Spitzen" geklöppelt), alles vereinigt sich, um
die Stadt — nicht nur der Lage nach — zum Mittelpunkte des
Landes zu machen. Im N von Brüssel ist Antwerpen2 (Anvers,
280000 Einw.) ant östlichsten Punkte der Schelde (in der geogr.
Breite von Düsseldorf) Belgiens großer Seehandelsplatz (s. o. S. 55),
den auch die deutschen Reichspostdampfer anlaufen. Die Stadt ist in
weitem Umkreise durch starke Befestigungswerke geschützt; nächst Ham¬
burg ist sie der verkehrsreichste Einfuhrhafen des europäischen Fest¬
landes. Weiter oberhalb liegt dort, wo sich die Schelde durch einen
Nebenfluß verstärkt, die schon im Mittelalter durch ihre Wollweberei
weithin bekannte Stadt Gent; jetzt ist sie reich an Fabriken für
Baumwolle und Leinen und an Gärtnerei, und ihr Handel wächst
1 Neuerdings sperrt man wohl ein Thal durch eine mächtige, einwärts ge¬
bogene Staumauer ab, um große Wassermengen zu sammeln und nachher nutzbar
zu machen; die Gileppe-Thalsperre faßt 12L/t Millionen cbm Wasser, die bei Rem¬
scheid 1 Million.
2 Der Name bedeutet: ane de Werp, d. H. am Hasen.