und ihr Einfluß aus den Menschen.
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knüpft. Die Völker, welche die Wüste umwohnen, sind größtentheils Han¬
delsleute, wie die civilifirten Seevölker, oder Corsaren, wie die rohen Be-
wohner öder Seeküsten: denn die Wüste wie das Meer sind die freien
Räume des Handels und des Raubes, aber ungleich der erster» ist das
letztere zugleich ein großes Aernteseld der Fischerei, dessen Producte hier und
da ganze Volksstämme und allenthalben Hunderttausende ernähren. Die
See wirkt anregend und schärsend auf Sinn und Geist ihrer Anwohner und
fördert den Uebergang zur Cultur; aber die Wüste hemmt den bildsamen
Sinn der Menschen in seiner Entwicklung, und duldet in ihrer unmittelbaren
Nähe selten mehr als ein kriegerisches Nomadenleben und eine mühsam fort-
schreitende Halbcultur. Die Wüsten waren auch von je her die größten Hin-
dernisfe für die Verbreitung der Cultur. Die Gobi in Centralafien trägt
allein die Schuld, daß sich erst so spät zwischen China und dem Abendlande
ein Verkehr entwickelte und daß die etwa angeknüpften dünnen Fäden so oft
wieder rissen, eben weil sich zu den Beschwerden des Wüstenverkehrs auch
die Gefahr vor den Räubervölkern gesellte. Diese haben die Ruhe des
himmlische» Reiches schon frühe bedroht, so daß bereits im 3. Jahrhundert
vor Christo die große chinesische Mauer gegen die Räuber errichtet wurde.
Auch widersetzt sich die Wüste so gut den Völkerwanderungen, wie den
Pflanzenwanderungen. Mit den Völkern wandert aber auch ihre Cultur.
Das innere Afrika war der Verbreitung fremder Gesittung, bis auf das
Vordringen einzelner Araber in das Sudan, durch sein Sandmeer ver-
schlössen. *)
Die baumlosen, mit Haide, Gras oder anderen kleinen Pflanzen bedeckten
Ebenen, welche man Steppen zu nennen pflegt, sind in den temperirten
Zonen besonders häusig und haben hier ein bedeutendes Uebergewicht über
die Wüsten. Die Steppenflächen sind von einander verschieden nicht bloß
nach den vorherrschenden Pflanzenarten und den Bestandtheilen der Boden-
decke, sondern auch nach klimatischer und vertikaler Lage, nach der größern
oder geringern Mannichfaltigkeit ihrer Vegetation, nach dem höhern oder
niederern, dem dichter» oder lockerern Wüchse derselben und der stärkern oder
schwächern Befeuchtung. Welch ein großer Unterschied zwischen der lünebur-
ger Haide, den ungarischen Ebenen, den südrussischen Steppen, den salzhal-
tigen Flächen des hohen Hinterasiens, den Graswäldern der Pampas, den
einen Theil des Jahres hindurch in vollkommene Wüsten umgewandelten
Karroos in Südafrika, den Llanos in Südamerika u. f. w.
Der Mangel an Individualität nnd Mannichfaltigkeit in der Natur, an
den Schwierigkeiten, die in Gebirgen und am Meere dem Menschen sich ent-
gegenstellen, die fehlende Gewöhnung an eine bestimmte, abgeschlossene Stätte
*) Nach Oskar Pesch el, Neue Probleme der vergleichenden Erdkunde.