143. Regensburg.
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Volksstämme vorhalten, welche am Befreiungskampfe gegen Napoleon I.
Theil genommen, halten im Innern 34 weibliche Figuren, paarweife sich die
Hände reichend, eherne (aus eroberten französischen Geschützen gegossene)
Schilde, auf welchen die Schlachten der I. 1813—1815 verzeichnet sind, wie
über den Schildjungfrauen die Namen der Feldherren der Alliirten im Be-
freiungskriege und noch weiter oben die Namen der (13) deutschen Festungen,
welche dem Nationalfeinde damals wieder entrissen wurden.
Nicht weniger als durch die Walhalla hat Ludwig I. für die alte bi-
schösliche Stadt Ratisbona gethan, indem er ihren Dom von dem Ungefchmack
reinigte, mit welchem das Innere desselben allmählich überladen worden
war. Jetzt zu seiner ursprünglichen hehren Einfachheit zurückgeführt, ist er
von einer wahrhaft imposanten Wirkung, die durch nichts Kleines oder
Kleinliches mehr unterbrochen wird. Frei schweift der Blick durch diese wei-
ten und hohen Räume, die keines andern Schmucks bedurften, als desjenigen
ihrer eigenen Schönheit und des Ebenmaßes ihrer mächtigen Verhältnisse.
Die Grabmonumente, so viele davon noch sichtbar sind, hat man in die
Seitennischen verwiesen, und in einer derselben erblickt man dasjenige des
Fürst-Primas von Dalberg, welcher in der auf- und absteigenden Linie seines
Lebens einmal Kurfürst von Mainz, dann Großherzog von Frankfurt war,
um zuletzt als einfacher Bischof von Regensburg zu sterben und hier im
Dome bestattet zu werden.
Mehr noch als in irgend einer Stadt sind in den Ecken und Winkeln
von Regensburg Reste und Reliquien des heiligen römisches Reiches deut-
scher Nation zurückgeblieben, welches am 6. August 1806 hier des Todes
verblichen ist. Nicht nur hat bereits Kaiser Karl V. in dem noch bestehenden
Gasthofe „zum goldenen Kreuz" gewohnt, sondern man zeigt auch noch im
Thurme das Eckzimmer, in welchem die schöne Wirthstochter Barbara Blom-
berg ihm den künftigen Sieger von Lepanto, den heldenthümlichen Don Juan
d'Austria, geboren hat. Noch kann man (für 24 Kreuzer) den großen Saal
des Rathhauses sehen, in welchem der deutsche Reichstag seit 1663 seinen
permanenten Sitz nahm, wo die Reichsstände auf Sesseln oder Stühlen
saßen, je nach der Rangordnung auf oder neben dem Teppich, um dessen
einzelne Fetzen hartnäckig gekämpft ward, während draußen die Reichsländer
verloren gingen!
Zu jener Zeit war Regensburg das, nur in einem ausgedehnterem
Maße, was später Frankfurt am Main geworden; noch stehen viele Paläste,
in welchen die Gesandten der fremden Mächte residirten, und eine lange aber
enge und düstere Straße, welche die meisten von ihnen bewohnten, heißt noch
jetzt „Gesandtenstraße". Noch erblickt man über der Thüre der Residenz des
ehemaligen venetianischen Gesandten den Löwen von S. Marco in Stein
gemeißelt. Hier und an der Ecke mehrerer anderer Straßen sieht man eiserne
Ringe, auch wohl gerostete Ketten, mit denen die Straßen gesperrt wurden,