357 
Wie wir bereits oben bemerkten, herrscht bei den kupferfarbigem 
Wilden die Vielweiberei. Der Mann ist der unbeschränke Besitzer, 
Herr und Gebieter seiner Frauen; er kann sie schlagen, mißhandeln, 
vermieten, verkaufen für eine Waffe, eine Decke oder eine Flasche 
Branntwein, und sogar töten, ohne daß jemand es wagen dürfte, ihm 
Vorwürfe zu macheu oder ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Aber es 
gibt ein Mittel, wodurch sich die Frau gegen die Mißhandlungen 
seitens ihres Mannes zu schützen imstande ist. Sie läuft ihrem Gatten 
fort und fncht sich einen andern Gemahl aus. Wenn sie von schöner 
Gestalt und einnehmendem Äußern ist, oder wenn sie sich des Rufes 
einer geschickten und fleißigen Arbeiterin erfreut, so fällt es ihr aller- 
dings nicht schwer, einen Mann zu finden, welcher sie zum Weibe 
begehrt und sie ihrem früheren Gatten abkauft. — Bei der Auflösung 
einer Ehe bleiben die Kinder unter dem Zeltdache des Vaters zurück, 
während der Mutter das Recht zusteht, dieselben nach Belieben zu 
besuchen. 
Ist die Indianerin Witwe geworden, so liegt ihren Söhnen die 
Sorge für ihren Unterhalt ob. Kinderlose Witwen werden vom 
Stamme erhalten. Stirbt die rothäutige Wilde, dann macht man 
wenig Umstände mit ihr; man wirft den Leichnam in die erste beste 
Grube oder Schlucht ohne Sang und Klang, ohne Totenklage und 
Bestattungszeremonieen, und niemand weint der Entschlafenen eine 
Träne nach. 
b. Die amerikanische Horth Pacific-Bahn. 
Die Vereinigten Staaten sind um ein großartiges eisernes Bindeglied 
zwischen dem Osten und Westen reicher. Ein neues Riesenwerk krönt 
die Nation, auf welche die halbe Welt hoffend und verlangend ihre Blicke 
richtete. Von St. Paul, dem östlichen Ausgangspunkt, erstreckt sich 
die neue Bahn über Tausende von Meilen bis nach Portland, am 
Gestade des Stillen Meeres. Es handelte sich bei dieser Bahn nicht nur 
um die großartigste Verkehrsstraße, die allerdings mit den fortschreitenden 
Jahren eine immer wichtigere werden wird und bereits vor den be- 
stehenden manche Vorteile besitzt, sondern um Erschließung eines der sruch- 
barsteu Länderstriche sür Ackerbau und Viehzucht, um Besiedlung un- 
ermeßlicher, bis dahin fast brach liegender Länder, einer neuen Korn- 
kammer der Welt, die sich dem Lande in späterer Zukunft segensreicher 
erweisen wird, als alle Gold- und Silberschätze, die es bis jetzt zu Tage 
gefördert und künftig zu Tage fördern wird. Die Lebensmittelsrage 
ist heute zur maßgebenden Hauptfrage für die ganze Welt geworden. 
Kein Erfinder kann für die Menschheit mehr tun, als derjenige, der 
ihr reichliche und billige Nahrung gewährt. Dazu wird der eben voll- 
endete Verkehrsweg vielleicht mehr beitragen, als irgend ein ähnliches 
Werk, das unsere rastlos schaffende Zeit ins Leben gerufen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.