Full text: Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg

Erstes Kapitel, 
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rungen nicht, welche man an ihn zu machen berechtigt war. So weit 
konnte sich der schwache König vergessen, daß er, seinem Schwur zuwider, 
welcher ihn zum Schutze der evangelischen Kirche zwang, nur für die Wie¬ 
dereinführung des Katholicismus arbeitete, und sich durch französisches 
Geld gegen sein eigenes Volk erkaufen ließ. In noch höherem Grade er' 
lag Jacob II., welcher 1685 den Thron von England bestieg, den Ver¬ 
führungen seiner nächsten Umgebung. Ohne Rückhalt bekannte er sich 
zur römisch-katholischen Kirche und suchte durch Mittel der Gewalt die 
von ihm heilig beschworenen Rechte der herrschenden Kirche zu unterdrücken. 
So geschah es, daß 1688 Wilhelm von Oranien, der Schwiegersohn des 
Königs, der Stimme des englischen Volkes folgte, auf der Insel landete 
und sich ohne Widerstand der Krone des nach Frankreich geflüchteten Ja¬ 
cob II. bemächtigte. Wilhelm III. war ein talentvoller, mit unerschütterli¬ 
chem Willen nach dem Rechten strebender Mann, gleich groß als Feldherr, 
wie als König. Weil er selbst kinderlos war, das einzige Kind der mit 
dem Prinzen Georg von Dannemark vermahlten Anna, einer jüngeren 
Tochter Jacobs 1l., früh dem Tode erlag, in England und Schottland die 
Anhänger des vertriebenen Jacob sich regten und die Katholiken sich über 
den Sturz der anglicanischen Kirche beriechen, hielt es Wilhelm Hf. für 
seine heiligste Pflicht, die Nachfolge auf den englischen Thron festzustellen. 
Da nun ein Schluß des Parlaments bei der Flucht Jacobs II. bestimmt 
hatte, daß der Inhaber der Krone nothwendig zur protestirenden Kirche ge¬ 
hören müsse, alle Nachkommen Jacobs I. aber, mit Ausnahme von Anna 
und der verwittweten Kurfürstin Sophia von Hannover, dem katholischen 
Glauben ergeben waren, so konnte deßhalb die Wahl nicht schwer fallen. 
Ueberdieß hatte König Wilhelm mit Ernst August in dem freundlichsten 
Vernehmen gestanden, hatte Georg Wilhelm von Celle schätzen gelernt, 
und Georg Ludwig sich in den niederländischen Kämpfen als einen für 
Freiheit und Ehre strebenden Mann bewahren sehen. Dem Vorschläge 
Wilhelms entsprach das Parlament, welches durch eine im Iunius 1701 
erlassene Acte der Kursürstin Sophia, als Enkelin Jacobs!., und ihren 
Nachkommen, unter der Bedingung, bei der protestantischen Lehre zu ver¬ 
harren, die Nachfolge auf den englischen Thron zusagte. Die Persönlich¬ 
keit der verwittweten Kurfürstin, welche sich durch Geist und Liebenswür¬ 
digkeit und einen unbescholtenen Wandel auszeichnete, hatte unstreitig zu 
dieser Wahl vieles beigctragen. Alsbald wurde die obengenannte Acte des 
Parlaments durch den Grafen von Maclesfield nach Hannover überbracht 
und mit gebührender Feierlichkeit von dem kurfürstlichen Hause entgegen 
genommen.
	        
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