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nannt. Zwei Tafeln daran tragen die Inschrift: Nenhausertor
bis zum 1. Mai 1791, Karlstor vom 1. Mai 1791 an. Das
schönste Bauwerk der Neuhauserstraße ist unstreitig die St.
Michaelskirche, ausgezeichnet durch ihr 29 m weites Gewölbe.
Die Vorderseite hat zwei Prachttore von rotem Marmor, dazu
in einer Nische das Erzdenkmal des hl. Michael, den Satan
überwindend. Im Giebel ist Christus als Welterlöser, unter
ihm sind Büsten der Angehörigen des bayerischen Fürstenhauses
und Bilder verschiedener bayerischer und deutscher Herrscher. Die
Michaelskirche wurde von Herzog Heinrich V. erbaut, zur Zeit,
als noch die Jesuiten, ein Mönchsorden, in Bayern waren, und
war zugleich die Hofkirche. In den oberen vergitterten Ab-
teilnngen pflegte der Hof dem Gottesdienst beizuwohnen. In
der Fürstengruft der St. Michaelskirche liegt mancher bayerische
Herrscher begraben und auch König Ludwig II. wurde dahin ge-
bracht. Die großen weitläufigen Gebäude neben der Michaels-
kirche waren früher Kloster und Schule der Jesuiten. Im Jahre
1759, als die Jesuiten nicht mehr in München waren, bildeten
mehrere gelehrte und edle Männer einen Verein, der es sich zur
Aufgabe machte, alles Wissenswerte in der Geschichte, Kunst,
Naturgeschichte, Länder- und Völkerkunde, zu erforschen. Was
jeder einzelne an Neuem und Schönem gefunden, sollte in einer
der regelmäßigen Versammlungen mitgeteilt werden. Der
Verein, dem anfangs nur wenige Mitglieder angehörten, wurde
immer größer und größer, und heute zählt er wohl 100 und
mehr Mitglieder und führt den Namen Akademie der Wissen-
schasten. Das Gebäude, das die Akademie der Wissenschaften
inne hat, in dem sie ihre Sitzungen abhält und ihre Samm-
langen aufbewahrt, ist das ehemalige Jesuitengebäude neben
der St. Michaelskirche. Seine weiten Säle enthalten reiche
Sammlungen von Tieren, Pflanzen, Mineralien usw. aus
alleu Ländern der Erde und sind an bestimmten Tagen für
das Volk geöffnet.
Hinter der Akademie liegt die Herzog Maxburg, früher
vielfach die Wohnung von Mitgliedern des Regentenhauses. Sie
dient jetzt der Staatsschuldentilgungskasse und dem Militär.
In deren nächsten Nähe sieht man die im römischen Stile ge-
baute Synagoge, sowie das Künstlerhaus mit seinem sehens-
werten Festsaal, eine Schaffung des Künstlers Lenbach.
Die zweite Kirche, die die Neuhauserstraße aufzuweisen hat,
ist der Bürgersaal, eine Kirche, deren eigentlicher Betsaal sich
im ersten Stock befindet, wozu zwei breite Steintreppen hinauf-