432 X. Spanien.
AN der südlichsten Bucht dieser Küste, zwischen Eadiz und Malaga, überragt
den Eingang des Mittelmeers der schroff isolierte Felskoloß Gibraltar (Dschebel
al Tarik), der 425 m hoch nur durch eine niedere sandige Landzunge mit dem Fest-
lande zusammenhängt. Der kühnen Naturbildung entspricht die menschliche Kühn-
heit, die hier auf fremdem Boden seit 1704 eine uneinnehmbare englische Festung
schuf. Die Meerenge zwischen den gegen einander vorspringenden Weltteilen ist
Sig. 131. Gibraltar vom Signal aus.
bei Gibraltar und Eenta, „den beiden Säulen des Herkules", nur 3 M. breit, an
der schmälsten Stelle keine zwei.*) Hier haben sich selbst nordafrikanische Asfen nach
der Südküste Europas verbreitet. Der Berg ist eine merkwürdige Wind- und Wet-
terscheide. Die Stadt unten an der weniger schroffen Westseite des höhlenreichen
Kalkfelsens (der durch Erde aus Spanien und England in den schönsten Garten
verwandelt ist) mit einer Bevölkerung von 23 000 E., die früher starken Schmuggel
nach Spanien trieb; die Besatzung der Festung beträgt 4000 Mann. In die Meer-
enge herein starren von gegenüber die schroffen kahlen Gebirgs- und Felsenküsten
Afrikas, die Ausläufer des schneebedeckten Atlas.
.§ 397. Von der ozeanischen Hälfte Spaniens gehen wir zur Mittelmeer-
Hälfte dieses Landes über, die von jener durch das Iberische Gebirge getrennt
ist. Das Hochland von Neukastilien und Mancha steigt nämlich nach O. zu dem
Berglande von Eueuca und Murcia aus, — öde hohe Bergsteppen, Winters
mit furchtbaren Schneestürmen, gegen N. jedoch von mächtigen Nadelwäldern bedeckt,
mit Hügeln und vereinzelten Felslammen, deren steile, wildzertrümmerte, znngen-
förmige Vorsprünge gegen die schmale lange Küstenebene hinabstürzen. In der Mitte
*) Di- aus dem Mittelmeer herausfahrenden Schiffe haben die sehr heftige West - Ost - Strömung des
Meeres gegen sich, und müssen daher oft zu Hunderten in der trefflichen, unter den Kanonen von Gibraltar
liegenden Bucht von Algesiras auf Ostwind warten.
-