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und Venn); zwischen diesen aber ziehen sich Senkungen und Talstrecken
hindurch, so daß sie leicht überschritten werden können. Gegen
Holland, Dänemark und Rußland zu ist Deutschland ganz-
lich offen. An der österreichischen Grenze zieht auch ein
Gebirgsriegel von bedeutender klänge und mäßiger ^öhe hin,
bestehend aus Ba^er- und Böhmerwald, Fichtelgebirg, Erz-
gebirg und Sudeten; aber auch dieser Gebirgszug zeigt verschiedene
Durchbrüche (Donau, Llbe) und zahlreiche Übergänge, so daß Deutsch-
land und Österreich durch mehr als 30 Eisenbahnen verbun-
den werden konnten. Nach Frankreich hinüber führen bei einer
Grenzlänge von 500 km nur acht nennenswerte Eisenbahnlinien.
(Daran ist allerdings auch die wenig freundliche Gesinnung unserer westlichen
Nachbarn schuld.) Unsere Nordgrenze endlich wird zum größten Teil von
der See gebildet, die sich mit den Fortschritten der Schiffsbaukunst
immer mehr zu einem Verkehrsmittel allerbester Art entwickelt hat.
So vortrefflich unsere offenen Grenzen für Handel und Der-
kehr sind, so gefährlich könnten sie uns in Ariegszeiten werden. Für
solche Fälle haben wir aber Schutzeinrichtungen getroffen, ^iezu
sind in erster Cime die Festungen zu zählen, welche in unseren Grenz-
gebieten liegen: Metz, Diedenhofen, Bitsch, Altbreisach, Straßburg,
Mainz, Roblenz, Köln, Wesel, Memel, Königsberg, Danzig, Thorn,
j^osen, Rüstrin, Boyen, Graudenz, Glogau. >
Der beste Schutz der Grenzen «ber sind ein starkes L^eer und
eine tüchtige Flotte und stete Kriegsbereitschaft, die es möglich macht,
im Ernstfall in kürzester Zeit den Aufmarsch der Truppen zu voll-
enden.
Unsere Bereitschaft- hat sich im letzten Kriege bewährt. Alle Kämpfe
spielten sich auf dem Boden des Gegners ab. Seitdem ist nichts unterlassen
worden, was einer raschen Mobilmachung uuseres Heeres förderlich fein könnte.
Line Menge von Eisenbahnen macht es der deutschen Heeresleitung möglich
große Trupxenmassen in kurzer Zeit an die Grenzen zu befördern. So führen
z. B. zwischen Basel und Mainz allein U Eisenbahnen an die französische Grenze.
Unser L^eer zählt nach Umfang und Ausbildung zu den größten und besten
Armeen der U)elt und auch unsere Kriegsflotte wächst fortwährend. Jeder
waffenfähige Deutschs ist wehrpflichtig und kann sich in der Ausübung die>er
Pflicht nicht vertreten lassen. Die IDehrpflicht dauert vom {7. bis zum 45. Lebens-
jähre. Uber 600 000 Soldaten haben wir immer unter den U)affen; im Kriege
erhöht sich deren Zahl durch die Reserve und Landwehr auf 2ljv Millionen
Mann (Lrsatzreserve und Landsturm mitgerechnet auf ^/z Millionen). Die regel-
mäßigen Ausgaben für unser F?eer betrugen im ^)ahre $0*5 über 600 Mill.
Mark jährlich (1907: 638 Mill. Mark). Die deutsche Armee gliedert sich in