Full text: Der geographische Unterricht

Die kalte Bode dielst in einem engen Thale, das von 
schroffen Granitfelfen umgeben ist, an dem einsamen und 
armen Brockendörfchen Schierke vorüber. Dann durcheilt sie 
bis Königshof ein schönes Wiesenthal. Dieser kleine Hütten- 
ort erinnert an das Jagdschlofs Bodfeld, wo König Heinrich I. 
und die sächsischen Kaiser oft und gern weilten, um in den 
wilden Harzforsten zu jagen. Jetzt wird von der Burg nur 
noch die Stätte gezeigt, wo sie lag. 
Bei Königshof vereinigt sich mit der kalten Bode die 
warme, welche von der Achtermannshöhe über Braunlage und 
Tanne herabkommt. Bald beginnt der Flufs seine zahlreichen 
Windungen. Der schönste Punkt auf der nächsten Strecke 
ist Rübeland mit seiner Marmormühle und den berühmten 
Höhlen. Bald mündet von Süden die Rappbode, welche aus 
der Gegend von Hohegeifs kommt. 
Nun erreicht die Bode das herrlich gelegene Treseburg, 
das rings von hohen, waldigen Bergen eingeschlossen ist. 
Hier macht der Flufs so viele Krümmungen, dafs es oft er¬ 
scheint, als wollte er dahin zurückfliefsen, woher er gekommen 
ist. Langsam zieht er durch die grünen Wiesen, die von 
steilen Felswänden begrenzt sind. Dann durchbricht er das 
Gebirge in einer engen Schlucht. Hier umspült er gewaltige 
Blöcke, die in sein Bett niedergestürzt sind, da rauscht er 
über Steintrümmer dahin. Nur mit grofser Mühe hat man 
zur Seite einen Pfad gebahnt. Oft scheint die Schlucht sich 
zu schliefsen, aber hinter der vorspringenden Wand öffnet 
sich wieder eine Spalte. Immer schroffer werden die Felsen, 
immer höher streben sie empor. Jetzt stürtzt sich der Flufs 
brausend in den Bodekessel, über den die Teufelsbrücke führt. 
Hier steigt links die grofsartige Rofstrappe auf, rechts erhebt 
sich der noch höhere Hexentanzplatz. Beide bilden ein ge¬ 
waltiges Felsenthor, das um so mächtiger erscheint, da es sich 
hart aus dem dicht herantretenden Flachlande erhebt. Nun 
verlädst die Bode das Gebirge und eilt über Thale und Qued¬ 
linburg der Saale zu.
	        
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