Full text: Das Mittelalter und die Neuzeit (Teil 2)

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deutsche Staatswesen, auf dem die Zukunft Deutschlands ruhte, war der 
brandenburgisch-preutzische Staat unter dem Herrscherhaus der Hohen- 
zollern. Von da an (seit dem westfälischen Frieden) wird daher die deutsche 
Geschichte im wesentlichen zur brandenburgisch-preußischen Geschichte*). 
2. Regierungsansänge des großen Kurfürsten. Auf Johann Sigis- 
mund war sein Sohn Georg Wilhelm 1619—1640 gefolgt. Unter 
diesem, dem schwächsten der Hohenzollern, verheerte der dreißigjährige Krieg 
das Land. Sein Sohn 
Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst 1640—1688, wurde der B e- 
gründe? der Größe des Staates. 
Geb. 1620, Neffe des Schwedenkönigs Gustav Adolf, — kommt 14 jährig nach 
Holland, das damals auf seinem Höhepunkt stand, studiert in Leiden und lebt dann eine 
zeitlang im Haag am Hofe des kriegskundigen und staatsweisen Statthalters Friedrich 
Heinrich von Oranien;— um den Verführungen des üppigen Hoflebens zu entgehen, 
reist er plötzlich ab („Ich bin es meinen Eltern, meiner Ehre und meinem Lande schuldig"). 
Der Vermählungsplan mit Gustav Adolfs Tochter, Christine von Schweden, wird ver- 
eitelt; — er vermählt sich mit der hochgebildeten, frommen Luise Henriette, der 
Tochter Friedrich Heinrichs von Oranien. 
Als Friedrich Wilhelm, welcher nachmals der „große Kurfürst" 
genannt wurde, im Alter von erst 20 Jahren zur Regierung kam (1640), 
sand er sein Brandenburg im traurigsten Zustand; die Not des dreißig- 
jährigen Krieges war bis zum höchsten Gipfel gestiegen, und noch war kein 
Ende des Krieges abzusehen. Da war es sein erstes Werk, daß er sich ein eigenes 
Heer schuf, um mit demselben sowohl die äußeren Feinde abzuwehren, als 
auch im Innern wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Gestützt auf dieses 
Heer, konnte er dann auch bei den Friedensverhandlungen mit um so größerem 
Nachdruck seine Ansprüche zur Geltung bringen. So erwarb er im west- 
sälischen Frieden (1648) Hinterpommern und (für Vorpommern) Magde- 
bürg, Halberstadt, Minden und Kamin. — 
3. Schwedisch-Polnischer Krieg. Darauf unterstützte der große Kur- 
fürst Karl X. von Schweden im Kriege gegen die Polen. 
In Schweden war auf Gustav Adolf (1632) seine Tochter Christine als Königin 
gefolgt. Diese legte jedoch (1654) die Krone nieder, verließ Schweden und trat dann im 
Auslande zur katholischen Kirche über. Ihr Vetter Karl X. Gustav (1654—1660), mit 
welchem das Haus Pfalz-Zweibrücken auf den schwedischen Thron kam, führte Krieg 
gegen die Polen. 
Polen war seit 1572, seit dem Aussterben der Jagellonen, ein Wahlreich. Die 
königliche Macht wurde durch den übermächtigen Adel (polnische Reichstage), der den 
*) Wir legen daher von nun an der deutschen Geschichte statt der sogenannten 
deutschen Kaiser, welche thatsächlich mehr zu außerdeutschen Fürsten geworden sind, die 
Geschichte der brandenburg-preußischen Herrscher zu Grunde.
	        
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