35. Frühlingstage in Monte Carlo.
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(Nach einer Photographie der Photoglob-Co. in Zürich.)
Abbildung 51. M6nako.
die steile Höhe von Monte Carlo mit dem Kasino und das dazwischen
liegende tiefere Ufer, dem Golf entlang, von einer festlichen Beleuchtung
erhellt. Blinkende Lichtlinien uud Girlanden von Lampen nnd Laternen
schlangen sich von den Höhen zu dem meernmranschten Gestade und spiegel-
ten sich märchenhaft in den dunklen, leise aufrauschenden Fluten der See.
Am Morgen lag blendendes Sonnenlicht über der Stadt. Von meinem
Fenster aus sah ich die meisten Terrassen, über denen grellrote Büsche
blühender Rosen leuchteten. Ich sah die stattlichen Landhäuser und Paläste,
von Palmen und
Pinien umgeben,
hörte das Klingen
der Wogen vom
nahen Meere her
und erblickte hoch
über der Stadt
und ihren letz-
ten Häuschen die
drohenden schros-
feu Felsmauern
k k rcr' Hauptstadt des gleichnamigen Fürstentums an der franz, Riviera, IN paradiesischer
der £Me ÖeChtert. Lage, auf einem ins Meer stufenförmig vorspringenden Felsen. Gegenüber Monte
Ihre hellen, fast (fnrlD'
weißen Kalkmassen zeichneten sich klar und scharf vom tiefblauen Himmel
ab, der all diese Herrlichkeit umspannte. Das war ein Antrieb zum Wan-
dern! Und so stieg ich denn von den breiten Gestaden des Meeres, an all
der üppigelt Pracht des Kasinos von Monte Carlo, an seinen palastartigen
Gasthöfen, seinen einsamen Villen vorbei durch steile Straßen, dann an
kleineren Landhäusern vorüber, höher und immer höher, bis endlich die
letzten Wohnstätten zurückbliebeu, die Olivengärten begannen und hinter
mir die Ferne sich auftat: der Blick auf das weite Meer und die ganze
Bucht von Monako. Nun hörte auch alles Gekünstelte im Landschaftsbilde
auf. Jetzt sah man altehrwürdige Ölbäume mit leistenartig vorspringendem
Wurzelwerk und kuorrigeu, rissigen Stämmen. Uralte Johannisbrotbäume
beschatteten ab uud zu deu steiuigeu, jähen Pfad. — Als ich noch höher
kam, die Feigen und Oliven zurückblieben und riugsherum Pflanzen der
deutschen Heimat standen, sammelte ich uuter diesen doch zahlreiche fremde
Formen, die nur die Länder ums Mittelmeer uud die diesem zugewandten
Vorlandschaften der Alpeu besitzen. Es ist erstaunlich, bis zu welchen Höhen
hier, im Schutze der vorgelagerten schützenden Gebirgsmaner und unter
dem Einfluß der warmen Seewinde, einzelne fremdländische Pflanzen empor-
steigen. Selbst hoch im Dorfe La Tnrbie fassen noch alte frnchtbeladene
Eukalyptusbäume die Laudstraße ein.
Aber auch in diesem von den Gästen von Monte Carlo mit der Zahn-
radbahn viel besuchten Orte hielt ich mich nur zu kurzer Rast auf; ich
kletterte höher, den letzten schroffen Graten, den seewärts gerichteten Aus-
läufern des Mont-Agel §u.