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gebracht iverden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von
dem ferneren Verlaufe da drüben. Dafs es allen Bedrohten
gelungen war, noch rechtzeitig in entgegengesetzter Richtung zu
entkommen, ahnte niemand; vielmehr erzählte man sich, dass
noch Menschen auf Dächern und Thonvegen mit ausgereckten
Armen, um Rettung flehend, gesehen wurden. So konnte es nicht
an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch
Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es
gelungen, in einem kleinen Kahne das TJfer der Dammvorstadt
zu gewinnen. Einen andern Versuch unternahm Herzog Leopold.
Seit acht Jahren residierte derselbe als Regiments-Komman¬
deur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens,
durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte
er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffent¬
lichen Gefahr, bei Feuers- und Wassersnot ivar er, allen ändern
vorauf, tliätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem
furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder. Wie
die Dinge zu liegen schienen, war die gröfste Eile von Nöten.
Zweimal bestieg Leopold einen Kahn, bereit, über den Strom
zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier
sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“
Gleichwohl aber gab er den dringenden VorStellungen einiger
Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines
Regimentes nach und trat zurück.
ln trüben Gedanken verliefs er den Platz und ivandte sich
heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augen¬
blick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden
auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder
des Jammers liefsen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden.
Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem
Schrecklichen, ivas sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen,
eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zag¬
haften zu entflammen. Währenddem hatte sich ein Schiffer ent¬
schlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zivei Knechte, von
denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat
ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe
und folgte ihm auf dem Fufse nach. Das Beispiel der drei