Full text: Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht

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sogar den Vater der römischen Poesie nannten. Aber von allen 
jenen alten Dichtern besitzen wir nur Bruchstücke; vollständiger 
sind uns Plautus und Terentius erhalten, deren Eigenthümlich- 
keit wir aus einer Reihe von Lustspielen und, da diese meisten- 
theils Nachbildungen sind, zugleich die neuere Komödie der Grie¬ 
chen kennen lernen. M. Attius Plautus, aus Sarsina in 
Umbrien, des Ennius Zeitgenosse, durch seine dürftigen Ver¬ 
mögensumstände wohl vertraut mit dem Leben der niederen 
Volksklassen, zeigt in den zwanzig noch vorhandenen Komödien 
derben Witz und große Natürlichkeit. Reiner und wohlklingen¬ 
der in Bezug auf Sprache und geregelter im Versbau waren 
die Stücke des P. Terentius aus Afrika, Sklave des Teren¬ 
tius Lucanus und gebildet im Umgänge eines Scipio Africanus 
und Lälius. Durch das ihm eigcnthümliche Talent in Entwer- 
fung und Durchführung der Fabel, durch treue Haltung der 
Charaktere, sowie durch Geschmack und sittliche Grazie in Ton 
und Ausdruck vollendete er das plautinische Lustspiel. Die noch 
vorhandenen sechs Komödien sind freie Nachahmungen griechischer 
Muster, vorzüglich des Menander, und beweisen, daß er den 
Plautus, wenn auch nicht an Witz, doch an Kunst und Bildung 
übertroffen habe. In der Komödie versuchten sich fortan We¬ 
nige; desto Mehre in der Tragödie. Sehr berühmt war im 
Augusteischen Zeitalter L. Varius, und insbesondere seine Tra¬ 
gödie „Thyestes"; ebenso Ovidius, dessen „Medea" viele Be¬ 
wunderer fand. Aus Nero's Zeit haben wir unter dem Namen 
des L. Annäus Seneca zehn Tragödien, wahrscheinlich rhe¬ 
torische Übungsstücke verschiedener Verfasser. Doch bald wurde 
das kunstgemäße griechisbe Drama bei dem ohnehin für solche 
Darstellungen abgeneigten Sinne des römischen Volkes, das 
mehr Lust an äußerem Gepränge, an Gladiatorspieleu und Thier- 
Hetzen hatte, durch die Mimen verdrängt. In diesen Mimen 
wurden Scenen des römischen Lebens mit lebhafter Gesticulation 
dargestellt und mit vielen Denksprüchen ausgeschmückt. Den 
ungemein großen Beifall erlangten sie vorzüglich durch die Frci- 
müthigkeit, womit sie Alles, selbst die Willkür und Laster mäch¬ 
tiger Großen, darstellten. Als ausgezeichnete Mimendichter wer¬ 
den D. Laberius und P. Sprus, beide zu Cäsar's Zeit, 
genannt. Schon unter Augustus und noch mehr unter den sol-
	        
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