Full text: Hilmar Curas weil. Collegen des Joachimsthalischen Gymnasium zu Berlin Einleitung zur Universalhistorie zum Gebrauche bey dem ersten Unterrichte der Jugend

um jeden Preis erretten und machten mit Gustav Adolf ihren Bund. Aber 
gerade die großen evangelischen Länder, Brandenburg und Sachsen-Witten- 
berg, wollten neutral bleiben, d. H. sie wollten keiner Partei angehören. Am 
meisten ärgerte sich Gustav Adolf über seinen Schwager, den Kurfürsten von 
Brandenburg. Er selber war ein gewaltig großer, starker, breitschultriger Mann, 
mit großen blauen Augen, die so kühn und entschlossen in dieWelt sahen, daß 
man merkte, dieser Mann fürchtete sich überhaupt vor nichts. 3rt Branden¬ 
burg aber regierte damals Georg Wilhelm, der war ein schwacher und ängst¬ 
licher Äerr, ließ sich sein Leben lang alles gefallen, was die fremden Kriegs¬ 
heere in seinem Lande anrichteten, sah aus zusammengedrückten Äuglein verstört 
in die wilde Zeit und wollte nur ja immer mit niemandem es verderben. Es 
hat selten ein so schüchterner Äohenzoller auf dem Thron gesessen wie dieser 
Georg Wilhelm, und dazu hatte er auch noch keine großen und starken Rat¬ 
geber, die ihm etwas geholfen hätten. Als nun Gustav hörte, daß der Kurfürst 
neutral bleiben wollte, wurde er sehr böse und sagte dem brandenburgischen 
Gesandten: „Ich muß mich doch wirklich sehr wundern, daß der Kurfürst sich 
so sehr vor dem Krieg entsetzt und lieber ruhig zusieht, wie er um all das 
Seinige gebracht wird. Soll er sich doch den Äerzog von Pommern ansehen, 
der garnichts getan hat, als ruhig sein Bierchen trinken, und da haben sie ihm 
sein ganzes Land genommen. Das ist doch klar, daß der Kaiser keinen Frieden 
machen will, als bis die ganze evangelische Religion ausgetilgt ist. So soll 
doch der Kurfürst einmal einen männlichen Entschluß fassen. Wenn ich an seine 
Grenzen komme, muß er sich erklären, ob er warm oder kalt sein will. Will er 
mir nicht alle seine Festungen geben, was das beste wäre, so wenigstens Küstrin 
an der Oder. Was ist Neutralität für ein Ding? Ich kenne es nicht." Aber 
es ging doch mit solchen Verhandlungen viel schöne Zeit verloren. And unter¬ 
dessen kam Tilly nach Magdeburg, die Stadt wurde eingenommen und ging 
ganz in Flammen auf. Da zwang endlich der König von Schweden den Kur¬ 
fürsten von Brandenburg zu einem Bündis, besetzte Küstrin, verbündete sich 
auch mit dem Kurfürsten von Sachsen und trat bei Breitenfeld im Jahre 1631 
dem Leere Tillys mit seinen Truppen in einer gewaltigen Schlacht entgegen. 
Tilly wurde ganz und gar geschlagen, sein Leer in alle Winde zersprengt, er 
selbst entkam nach Süddeutschland. Dort wurde er am Lech bald darauf noch 
einmal besiegt, und an den Wunden, die er in dieser Schlacht empfing, ist er 
nicht lange darauf gestorben. Der Kaiser hatte kein Joeer mehr. 
Da wandte er sich in der Not noch einmal an Wallenstein. Und auf
	        
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