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waren es die niedere Geistlichkeit nnd die Mönche, denn sie haßten den
Halbmond, und ihr Einfluß aus das Volk war ein tiefgehender und
nachhaltiger. Mit dem Kreuze in der Hand wollten sie voranziehen
und die Klöster iu Festungen verwandeln. Die Reste des griechischen
Adels in Konstantinopel, „Pha nario t e n" genannt und von ihren
Landsleuten mit Mißtrauen betrachtet, weil sie sich als Hospodare
(Statthalter) verwenden ließen, brannten vor Begierde, sich der Er¬
hebung ihres Volkes anzuschließen. Einer dieser Phanarioten war
Fürst Alexander Ypsilon ti. Er war lange in russischen Diensten
gewesen und hatte es unter Alexander I. bis zum General und kaiser¬
lichen Adjutanten gebracht. Im Jahr 1820 gab er diese Stellung auf
und weihte sich der Befreiung Griechenlands. Mit den Hetäristen im
Einverständnisse erhob er Anfang März 1821 in der Moldau und Wa¬
lachei die Fahne der Empörung gegen die türkische Herrschaft. Zeit und
Ort schienen günstig gewählt zu sein, denn der Hospodar der Moldau war
ein Mitglied der Hetüria, nnd die türkische Heeresmacht mußte wider
den Pascha von Janina verwendet werden, der sich gegen den Sultan
empört hatte. Allein die Zahl der Griechen in den Donaufürsten¬
tümern war eine geringe, anf Rußland konnte, wie sich bald heraus¬
stellte, zunächst gar nicht gerechnet werden, und so kam es, daß die
„heilige Schar" Apsiilantis den benachbarten bulgarischen Paschas, die
mit ihrer ganzen Macht heranzogen, unterlag. Ypsilanti trat mit dem
Reste des Heeres aus österreichisches Gebiet über, wurde gefangen ge¬
nommen nnd nach der Festung Munkacs in Ungarn gebracht, wo
er nach sechsjähriger strenger Haft starb. Einer seiner Freunde, der
in einem Kloster hart belagert wurde, sprengte das Gebäude, sich und
seine Leute mit den Pulvervorrälen iu die Luft.
Gleichzeitig brach der Aufstand in M orea aus. Als der Sultan
Mahmud II. dies erfuhr, ließ er die Gläubigen in Konstantinopel zu
den Waffen rufen und gegen die Griechen aufreizen. Am Ostersonn¬
tage 1821 wurde die griechische Hauptkirche vom Pöbel gestürmt, der
greise Patriarch vom Altare weggerissen und mit mehreren Priestern
am Eingänge erhängt. Dann durchzogen fanatische Banden die Stadt,
zerstörten die übrigen Kirchen und ermordeten alle Griechen, die ihnen
in den Weg kamen. Unterdessen mußten die Türken in Morea eine
Stadt nach der andern räumen oder sich in die Citadellen flüchten.
Wenige Wochen vor dem Blutbade in Konstantinopel war Athen von
den Aufständischen erobert worden, und nur die Akropolis blieb in
den Händen der Türken; auch Theben unterstützte die Sache der Griechen,