Die Republik Frankreich. 215
bau getrieben und der Boden ist reich an Steinkohlen und Eisen, wodurch eilte
bedeutende Industrie hervorgerufen wurde. Der (32 Meilen lange) Kanal von
Burgund verbindet Seine und Rhone (9)otme undSaone), an ihm liegt Dijon,
ein Hauptplatz für den Handel mit Burgunderwein; südlich in der Nähe des
Kanal du Centre (der Loire und Saone verbindet), Le Crenzot, mit deu gro߬
artigsten Eisenwerken Frankreichs.
Die weiten Flächen der Champagne sind im 0 steinig und kahl, westlich
in den tief eingeschnittenen Thälern (der Marne, Anbe, Seine) dagegen fruchtbar,
obst- und weinreich. Besonders an der Marne gedeihen die Reben, welche den
weltberühmten Knnstwein liefern, mit dem Reims (94000 Einwohner),
Chalon für Marne und Ep ernay bedeutenden Handel treiben.
Das Mittlere Frankreich gehört hauptsächlich dem Flußgebiete der Loire
an und reicht von der vnlkanischen Auvergne bis zu deu Weinhügeln und Ge¬
treidefeldern im Becken der mittleren Loire. Hier liegt am Flußknie die neuer¬
dings sehr verschönerte Handelsstadt Orleans und weiter stromabwärts das
alte aber durchgängig modernisierte Tours. Die lieblichen Gegenden zu beiden
Seiten der mittleren Loire, mit Recht als „Garten Frankreichs" bezeichnet, stehen
in grellem Kontraste zu dem ernsten, öden Hochlande der Auvergne. Vergebens
sucht in diesen von unterirdischem Feuer verbrannten, kalten Regionen der arme
Auvergnate der spärlichen Ackerkrume lohnenden Ertrag abzugewinnen. Nur die
Niederung, das breite Thal des Allier, ist fruchtbar, und hier erhebt sich die alte
aus Lavagestein erbaute Stadt Clermout. Westwärts liegt das gewerbreiche
Limoges (54000 Einwohner) und im Osten, in der Nähe der Loire, im Zen¬
trum großer Kohlenfelder, die geräuschvolle Fabrikstadt St. Etieuue (130 000
Einwohner), mit großartiger Maschinen-, Waffen- nnd Seidenindustrie.
Das Südöstliche Frankreich gehört ausschließlich dem Flußsysteme der
Rhone an, bereit breites Thal die natürlichste und bequemste Verbindung zwischen
dem 8 und N Frankreichs bildet. Am Zusammenflüsse der Saone und Rhone
liegt -Lyon (380000 Einwohner), die zweitgrößte Stadt Frankreichs. In
überaus günstiger Lage, in der Nähe von Erz- und Steinkohlenlagern, und als
Hauptplatz der Seidenindustrie von ganz Europa hat Lyon eine kommerzielle
Bedeutung erlangt, die nur derjenigen von Paris nachsteht. Im breiten Thale
der Jsöre, riugs von zackigen Alpenhäuptern umgeben, liegt die starke Festung
Grenoble, im Inneren reinlich und schön. Nahe beim Einflüsse der reißenden
Dnrance in die Rhone erhebt sich das von mächtigen Mauern umschlossene alte
Avignon, im 14. Jahrhundert Residenz der Päpste, deren gewaltiger Palast
ans steilem Felsen heute als Kaserne dient. Montpellier, in lieblicher Lage
ans schroffem Hügel, hat prächtige Fernsicht auf das Meer (auch die Pyrenäen
find bei klarem Wetter dort sichtbar), besitzt eine altberühmte medizinische Schule
und ansehnliche Industrie. Der südöstlichste Teil Frankreichs, die sonnige Provence,
hat bereits einen vollkommen südlichen Charakter, doch fehlt den Gebirgshöhen
vielfach der Wald. An der Küste östlich von der Rhonemündung liegt Mar¬
seille (360 000 Einwohner), der größte Seehandelsplatz Frankreichs, im Inneren
ohne architektonisch hervorragende Gebäulichkeiten und auf der Landseite von