526 Alt- und Neumexiko
setze verändern konnte. Es waren fast alle gerichk-
liche Förmlichkeiten und Hofgebräuche durch die Re¬
ligion geheiliget. Die Gesetze straften die Verbre¬
chen, aber die Priester halfen den Miffethatern oft
durch. Es gab zwey Gesetze, die geschickt waren,
viele Unschuldige ums Leben zu bringen, und welche
wachen mußten, daß das drückende Joch des Despo¬
tismus und des Aberglaubens recht schwer auf den
Mexikanern lag. Zum Adel gelangte man nur durch
Beweise des Muthes, der Frömmigkeit und der Ge¬
duld. Die Prüfungszeit in den Tempeln war har-
ter, als bey dem Heere; hernach aber widmeten sich
diese Edeln den niedrigsten Geschäften in dem Pallast
des Kaisers.
Wir haben schon angeführt, daß Montezuma ei¬
gentlich die sclavische Verehrung aufs höchste trieb,
und wir können ste hier, bey der Beschreibung seiner
Hofhaltung, kürzlich beweisen. Er hakte zum Bey-
spiel eine doppelte Leibwache: die erste bestand aus
Soldaten, und hielt die sammtlichen Höfe des Pal¬
lastes besetzt; die zweyte bestand aus zweyhundert
Edelleuten, und besetzte alle Morgen die Gemacher
des PallasteS; übrigens mochte die Landschaft so ent¬
legen seyn, als sie wollte, so mußten sie doch zu die¬
sem Dienste erscheinen. Ihre hauptsächliche Stelle
war in den Vorgcmaehern, und hier wurde ihnen,
was von der kaiserlichen Tafel abgetragen wurde, vor¬
gesetzt. Nur zuweilen gab ihnen der Kaiser die Er-
laubniß, in sein Zimmer zu treten. Oeffentliches
Gehör ertheilte er nur selten, und allemal waren die
Anstalten dazu sehr prächtig. Wer Gehör haben
wollte, meldete seinen Namen gewissen hierzu bestell,
ten Beamten, und jeder mußte barfuß, mit nieder¬
geschlagenen Augen und tiefen Neigungen erscheinen.
Wer an diesen Ceremonien das allergeringste versah,