Grundzüge Nordamerikas. 113
12000 Q.M., so daß dem Tiefland über 180000 Q.M. bleiben, welches
eine zusammenhängende Fläche bildet, aber mit 4 Abdachungen: zum offe¬
nen Atlanten, zum amerikanischen Mittelmeer, zur Hudsonsbay und zum
Eismeers Die innerste der nordamerikanischen Cordilleren, das Felsge-
birge im weitesten Sinn (§. 109), scheidet den Erdtheil in einen Osten
und Westen (während in Südamerika das Gebirg selbst der Westen ist),
und wo jene Scheidung südwärts aufhört, da beginnt eben das natürliche
Mittelamerika. — Gegen das riesige Stromsystem des Mississippi (mit
dem längsten Stromlauf der Erde §. 25) stehen die übrigen sehr zurück,
so bedeutend an sich auch der St. Lorenz und der Mackenzie sind 5.
Die Flußseen treten im ganzen Norden des Erdtheils im riesenhaftesten
Maßstab auf und stehen fast durchgängig durch Flußarme mit einander in
Verbindung, zugleich Bifurcationen der nördlichen Stromsysteme. Mit Ein-
schlich der Hudsonsbay gehört der bei weitem größere Theil der nordameri-
kanischen Landgewässer dem atlantischen Wassergebiet an; vom Rest kommt
die größere Hälfte auf das stille, die kleinere auf das Eismeer, nebst eini-
gen hohen Binnenbecken, deren größtes Utah ist (§. 109). — Auch mit
den Polarinseln gehören nur kleinere Abschnitte den Zonen des Gegensatzes
und etwa 3/4 des Erdtheils der nördlichen Mittelzone an. Die nordöstlichen
Striche gehören zu den kältesten der Erde, während der Nordwesten weit
milder ist, und im Norden des Westcontinents überhaupt dasselbe Gesetz der
Temperaturabnahme von Westen nach Osten (§. 53) stattfindet, wie im
Norden des Ostcontinents 6. Große (aber nur zum Theil) waldlose Räume
enthält das innere Tiefland, Savannen (§. III), mit verschiedenem
Grad des Graswuchses; noch steppenartigec durch Süßwassermangel ist jenes
westliche Hochbecken, zwar häusig als die nordamerikanische Wüste be-
zeichnet, aber eigentlich doch keine „Wüste" (im strengen Sinn, §. 30).
* Die übrigen Gliederbildungen, wie Neu schottland, M e lville- und Boothi a-
Halbinsel, sind, wie die entsprechenden Baien, sür Erdtheils- und Weltmeersglieder zu
klein; ebenso die kleinen Gruppen Revilla-Gigedo und Bermudas, auch kaum
noch Gestadeinseln. Die wagrechte Gliederung des Nordostens noch durch das meer-
artige Seensystem des Lorenzstroms (§.112) vermehrt. Mexico-Gols und Karaiben-
meer bilden zusammen das amerikanische „Mittelmeer" oder das westindische (§. 102).
2 Bei den Inseln ist Grönland und Island gerechnet und ersteres mit 36000
Q.M., was keinesfalls zu viel. Die frühere Zahl für den Kontinent war 342000 Q.M.
(vgl. §. 77, 3).
3 Der eigentliche Nordpunkt des Kontinents ist das Nordende der Boothia-
Halbinsel, übrigens ist dasselbe kaum um V20 nördlicher als die Barrowspitze im
Westen. Die äußersten Punkte fallen aber bei Zuziehung der Inseln sehr verschie-
den aus: nur der Südpunkt bleibt, der Nordpunkt ist dann ganz unangebbar, der Ost-
und Westpunkt aber rücken viel weiter auseinander, so daß der Zeitunterschied zwischen
der Aleuteninsel Attu und Islands Ostküste ll'/i St. beträgt (mehr als bei
Asien).
.4 In diesen 180000 Q.M. ist übrigens viel nur relativ niedrigeres Land be-
griffen, und die arktischen Theile des sogenannten Tieflands von Nordamerika hat man
sich voller Landrücken und Felsplatten zu denken (etwa nach Art von Finnland). Trotz-
dem wird die Mittel höhe des Erdtheils nur zu 750 F. (243 Mir.) berechnet, wenig
größer als diejenige Europas; höchster Punkt der Popokatepetl in Mexico mit
16800 F. ,5840 Mtr.).
5 Außer diesen sind noch große Ströme: Rio delNorte im Süden, Colorado,
Columbia und Kwichpak im Westen, Saskatchawan im Osten.
6 Der Vegetationsreichthum des den Nordwesten an der zerrissenen Küste bespülen-
Reuschle, beschreibende Geographie. 4. Auflage. 8