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I. Geschichte.
Waldensern gestattete er die Niederlassung in Rohrbach, Wembach,
Hahn und später in Walldorf und auf dem Guudhof.
Ernst Ludwig war ein großer Freund des Theaters und der Jagd
Von ihm wurde die Parforcejagd eingeführt, deren erste Einrichtung über
10000 Gulden kostete. Das Geld für diese kostspieligen Liebhabereien konnte
auch nicht durch die Künste der Alchemie beschafft werden, für die der
Landgraf ebenfalls große Summen „verlaborierte", sodaß das Land in
Schulden geriet. Ernst Ludwig starb nach mehr als 50jähriger Regierung
auf seinem Jagdhause Jägersburg am 12. September 1739. Sein Sohn
Ludwig VIII. (1739—1768) hatte bereits als Erbprinz durch den
Tod seines Schwiegervaters, des letzten Grafen von Hanau, 1736 die
Grafschaft Hauau-Lichteuberg geerbt, die im nördlichen Elsaß lag
und zum größten Teil unter französischer Oberhoheit stand, mit den Orten
Pirmasens, Buchsweiler, Pfaffenhofen, Ingweiler, Wörth n. a. Von der
anderen Hälfte der Erbschaft, der Grafschaft Hanau-Münzenberg, wurde
der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt später (1773) nur das Amt Schaaf¬
heim zugesprochen, während das übrige an Hessen-Kassel fiel.
Wie seine Vorgänger war auch Ludwig VIII. ein treuer Anhänger
des Hauses Habsburg und unterstützte es auch im Siebenjährigen Kriege,
durch den besonders Oberhessen zu leiden hatte. Die Franzosen, die Ver¬
bündeten Maria Theresias, hielten während des Krieges Gießen besetzt, das
von den Gegnern 3 Wochen lang vergeblich belagert wurde. Wegen seiner
Anhänglichkeit und Treue erhielt Ludwig von den Habsburgern manchen
Beweis ihrer Gunst. Von Maria Theresia wurde er zum General-Feld-
marschall ernannt, und als Kaiser Franz seinen Sohn Joseph nach Frankfurt
zur Wahl und Krönung begleitete, hatten sie mit dem schon 74jährigen Land¬
grafen eine Zusammenkunft bei Heusenstamm unweit Seligenstadt.
Ludwig VIII. war ein noch leidenschaftlicherer Freund der Jagd als
sein Vater und hielt sich meist auf einem seiner zahlreichen Jagdschlösser
auf. Auch für Theater und Musik zeigte er große Vorliebe. Durch
diese Liebhabereien und die grenzenlose Freigebigkeit des Landgrafen wuchs
die Schuldenlast des Landes noch mehr.
Ludwig VIII. starb im Alter von 78 Jahren infolge eines Schlag¬
anfalles während einer Theatervorstellung am 17. Oktober 1768.
Ludwig IX. (1768—1790) hatte schon zu seines Vaters Lebzeiten
die Regierung der Hanau-Lichteubergischeu Lande übernommen und wohnte
anfangs in Buchsweiler. Als Bewunderer Friedrichs des Großen trat er,
entgegen der Tradition seines Hauses, in dessen Dienste und stand in Prenzlau
in der Uckermark in Garnison, wo er ein Regiment befehligte. Auf den
dringenden Wunsch seines Vaters mußte er aber beim Beginn des Sieben¬
jährigen Krieges den preußischen Militärdienst verlassen. Von nun an nahm
er seinen Aufenthalt in Pirmasens, wo er sein Vergnügen darin fand, ein
auserlesenes Grenadier-Regiment aus lauter großen Soldaten zu exerzieren.
Abgesehen von dieser Liebhaberei suchte er durch Sparsamkeit, Einfachheit,