Das Thierreich.
189
reo, damit kein Arbeiter den andern hindere; denn sie har
ben allemal so viel Raum, daß zwey Bienen bequem einan,
der vorbeygehen können. Während der ganzen Arbeit
führt die Königin die Hauptaufsicht und belebt die ganze
Gesellschaft mit ihrer Gegenwart: und ist diese geliebteund
geehrte Person vorhanden, so arbeitet jeder Unterthan mit
Freuden, und das ganze Gebäude, daS gemeiniglich aus
sieben Tafeln besteht, worin zoooo Zellen zu Honig- und
2OOO zu Brutzellen bestimmt sind, dies ganze, große, er/
staunliche Werk ist in wenig Wochen völlig fertig. Das
Wachs in einem solchen Stock wiegt zwey bis dritthalb
Pfund; das Honig aber 20 bis 25 Pfund. Die Bienen
wohnen nicht in den Zellen, wie ihr glaubet; sondern sie
halten sich zwischen den Tafeln auf: da hängen sie, eine an
der andern, so wie sie thun, wenn sie schwärmen. Zn ei/
ner solchen Lage ruhen sie aus, und so schlafen sie auch im
Winter. Nicht wahr, lieben Leser und Leserinnen, das
fleißige Bienchen beschämt manchen unter Euch in der Liebe
zur Arbeitsamkeit und im Gehorsam gegen die Eltern. Und
doch ist sie nur ein Thier, ein Insekt, ein kleines unanr
sehnliches Insekt.
Ein anderes Hauptgeschäft der Biene ist die Sorge
für ihre Jungen. Ich habe Euch schon gesagt, Kinder,
die Königin ist zugleich Mutter des Volks. Sie hat in ihr
rem Leibe so viel Eyer, daß sie derselben in Zeit von sieben
bis acht Wochen 10 bis 12000 legt; ordentlicher Werse aber
erstreckt sich ihre Anzahl im Zahr auf 40000. Wenn das
wichtige Geschäfte des Eyerlegens eintritt, erscheint sie, von
zehn bis zwölf ihrer Bedienten umgeben. Ihr ernsthafter,
gravitätischer Gang giebt zu erkennen, daß sie eine wichtige
Handlung vorhabe, und alles erweist ihr Ehrfurcht. In
jede