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verlor. Ein drittes Heer, das der Legat Skaurus führte, hatte kein besseres
Glück: sein Heer ward geschlagen, er selbst gefangen. Als sich die Deut¬
schen mit diesem Gefangenen besprachen, damit er ihnen Kunde gebe von den
passenden Uebergangspunkten über die Alpen, mahnte er sie ab von dem
Zuge nach Italien und nannte die Römer unüberwindlich. Das weckte den
Zorn der Sieger und Bojorir, ein junger deutscher Fürst, stand aus und
erschlug den stolzen Römer mit seinem Schwert.
Die Römer brachten ein neues großes Heer zusammen und stellten es
den Deutschen unter den Consuln Manlius und Cäpio entgegen. Es war
aber Neid und Zwietracht zwischen den Feldherren. Die Deutschen benutzten
diesen Umstand und brachten dem großen Heer eine solche Niederlage bei,
daß 80,000 freie Römer und 40,000 Knechte getödtet wurden. Manlius
siel mit zwei Söhnen und Cäpio entkam, wie es heißt, nur mit 10 Mann,
wurde aber in Rom ins Gefängniß geworfen, wo er jämmerlich umkam.
Der Tag dieser Niederlage wurde von den Römern hinfort zu den unglück¬
lichsten gezählt. Die Einwohner Italiens waren vor Schreck wie gelähmt
und noch lange nachher nannte man in Rom eine ungemeine Bestürzung
einen „cimbrischen Schrecken." Die Feinde Roms aber benutzten den gün¬
stigen Augenblick nicht; statt aus das zitternde Rom loszugehen, wandten sie
sich wieder nach dem südlichen Frankreich und nach Spanien und ließen den
Römern Zeit, sich zu erholen.
Zum ersten Male bewarb sich in Rom Niemand um den Feldherrnstab.
Die Römer hatten nur einen Mann, von welchem sie in dieser Noth Er¬
lösung hoffen durften; das war Casus Marius, ein stolzer und rauher
Mann, aber ein tapferer und kluger Feldherr. Er war von niederer Her¬
kunft und allein durch seine Kraft emporgestiegen; deßhalb haßten ihn die
Vornehmen unter den römischen Bürgern. Aber was half's? In dieser
bedenklichen Lage mußten alle Parteirückstchten zurücktreten; man mußte den
Verhaßten sogar gegen die bisherige Ordnung und gegen das Gesetz mehrere
Jahre hinter einander zum Consul machen, damit er Rom von seinen furcht¬
baren Feinden befreie. Marius wußte wohl, daß man ohne ihn nicht fertig
werden könne, und that, als ob er nicht die geringste Lust dazu hätte. Man
mußte ihn förmlich in das hohe Amt drängen, indem man ihn einen Ver-
räther des Vaterlandes schalt.
Da endlich ließ sich Marius bewegen, sammelte ein Heer, führte es
über die Alpen an die Rhone und schlug daselbst ein verschanztes Lager auf.
Seine erste Sorge war, die alte Zucht und Ordnung in seinem Heere wieder
herzustellen und seine Krieger an den Anblick der riesigen Fremdlinge und
an den Ton ihrer furchtbaren Stimme zu gewöhnen. Daher hielt er sich
lange ruhig in seinem Lager und nur, wenn er eine günstige Gelegenheit
ersah, einen kleinen Hausen seiner Gegner zu überfallen, machte er mit über¬
legener Zahl schnell einen Ausfall, damit die Seinen nur erst im Kleinen
siegen lernten. Solches Zaudern ermüdete und reizte die streitlustigen
Deutschen. Sie kamen oft an die Wälle des Lagers und verhöhnten das
römische Heer und seinen furchtsamen Führer. Einer von ihnen forderte
sogar den Marius zum Zweikampf heraus. Marius aber, der wohl wußte,
wie viel sein Leben unter den jetzigen Verhältnissen für Rom werth sei, ließ
sich nicht aus der Fassung bringen. „Wenn Du so große Lust hast, zu