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VIII. Der Vater im Himmel.
darbringen zu deinem Tempelbau und Gott zu Ehren. Aber ich fürchtete,
o Herr, deinen Bann und deine harte Bedräuung, und da kaufte ich um das
Hellerlein ein Bündlein Heu, das streute ich auf die Strasse den Ochsen
hin, die die Steine zu deinem Münster zogen, und sie frafsen es. So that
ich nach meinem Willen und ohne dein Gebot zu verletzen.“
Da ward der König mächtiglich bewegt von der Rede der Frau und
sah, wie Gott der Herr ihren reinen Sinn gewürdigt und ihn als höheres
Opfer angenommen hatte als des Königs reichen Schatz.
Und der König begabte die arme Frau reichlich und nahm sich die
Strafe seiner Eitelkeit wohl zu Herzen. Ludwig Bechstein.
s war einmal ein Hirtenbübchen, das war wegen seiner weisen Antworten, die
es auf alle Fragen gab, weit und breit berühmt. Der König des Landes
horte auch davon, glaubte es nicht und ließ das Bübchen kommen.
Da sprach er zu ihm: „Kannst du mir auf drei Fragen, die ich dir vorlegen
will, Antwort geben, so will ich dich ansehen wie mein eigen Kind, und du
sollst bei mir in meinem königlichen Schlosse wohnen." Sprach das Büblein:
„Wie lauten die drei Fragen?" Der König sagte: „Die erste lautet: Wie¬
viele Tropfen Wasser sind in dern Weltineere?" Das Hirtenbüblein antwortete:
„Herr König, laßt alle Flüsse auf der Erde' verstopfen, damit kein Tröpflein
mehr daraus ins Meer laufe, das ich nicht erst gezählt habe, so will ich Euch
sagen, wieviele Tropfen im Meere sind." Sprach der König: „Die andere
Frage lautet: Wieviele Sterne stehen am Himmel?" Das Hirtenbüblein
sagte: „Gebt mir einen großen Bogen weiß Papier!" Und dann machte es
mit der Feder so viele feine Punkte, daß sie kaum zu sehen und fast gar nicht
zu zählen waren und einem die Augen vergingen, wenn man darauf blickte.
Darauf sprach es: „So viele Sterne stehen am Himmel als hier Punkte
auf dem Papier; zählt sie nur!" Aber niemand war dazu im stände.
Sprach der König: „Die dritte Frage lautet: Wieviele Sekunden hat die
Ewigkeit?" Da sagte das Büblein: „In Hinterpommern liegt der Demant¬
berg, der hat eine Stunde in die Höhe, eine Stunde in die Breite und
eine Stunde in die Tiefe; dahin kommt alle hundert Jahre ein Vöglein
und wetzt sein Schnäblein daran, und wenn der ganze Berg abgewetzt
ist, dann ist die erste Sekunde der Ewigkeit vorbei." Sprach der König:
„Du hast die drei Fragen aufgelöst wie ein Weiser und sollst fortan bei mir
in meinem königlichen Schlosse wohnen, und ich will dich ansehen wie mein
eigenes Kind." Brüder Grimm.
329. Das Hirtenbüblrin.