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eines großen See's hat. Jetzt von allen lästigen Fesseln befreit 
und fern von der drückenden Nahe des Vaters, wollte Friedrich 
das Glück genießen, wovon ihm aus den Schriften der Dichter 
und Wcltwei'sen ein reizendes Ideal vorfchwebte. Unstreitig wa¬ 
ren das auch in vielfacher Rücksicht die glücklichsten Jahre seines 
Lebens. Ec las die besten Geistcswerke der Griechen und Römer 
und der Franzosen und studirte die Philosophie; er hielt eine 
ausgesuchte Tafel, wo der Genuß der Speisen durch witzige 
Unterhaltung gewürzt ward. Dazu kam ein gewählter Kreis 
geistvoller Freunde und Genossen. „Wir sind unser — schreibt 
Friedrich an du Han — eine Mandel Freunde, welche zurück¬ 
gezogen die Annehmlichkeiten der Freundschaft und die Süßig¬ 
keiten der Ruhe genießen. Es scheint mir, daß ich vollkommen 
glücklich seyn würde, wenn Sie sich uns in unserer Einsamkeit 
anschließen könnten. Wir kennen keine heftigen Leidenschaften 
und wir befleißen uns nur, von dem Leben Gebrauch zu machen." 
Den Vater ganz zu befriedigen, erschien des Kronprinzen 
Regiment auf den Musterungen als eines der bestez'ercirtcn in der 
Armee. Von Rhcinsberg aus erstattete er dem Könige fast täg¬ 
lich Bericht über geworbene Rekruten, erlegte Schweine und 
angehörte Predigten, und aus der Holländcrei und dem Garten 
lief manch willkommenes Geschenk, ein Paar schöne Kälber oder 
Truthähne, Melonen, früher Spargel, Blumenkohl re. in die 
Berliner Schloßküche ein. — An Verdrießlichkeiten fehlte cs 
indeß auch hier nicht. Es gab Leute, die ihren Vortheil dabei 
fanden, die Abneigung des Königs gegen den Kronprinzen zu 
erhalten. „Es hat hier — schreibt Friedrich an einen Freund—. 
diese verflossenen Tage neues Aergcrniß gegeben. Man hat 
Mittel gefunden, dem Könige einzuflüstern, daß ich ein Mensch 
ohne Religion scy. — Sie wissen, daß die Beschuldigung vou 
Irreligion die letzte Zuflucht der Verleumder ist, und daß dies 
nur so viel heißt, als: cs ist nichts mehr zu sagen. Der König 
ist in Hitze gerathen; allein ich hielt mich ganz stille; mein Regi¬ 
ment hat (auf dem Paradeplatze) Wunder gethan, und die Fer¬ 
tigkeit in den Handgriffen, ein wenig Mehl auf den Kopf der 
Soldaten gestreut, über sechs Fuß hohe Leute und viele Rekru¬ 
ten, waren stärkere Beweisgründe, als die meiner Verleumder." 
Um sich die Gunst des Vaters in dieser Beziehung zu erhalte», 
hatte Friedrich sich in bedeutende Schulden gesteckt, da er die großen
	        
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