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Die Königin war in ihrer Jugend am Hofe ihres Vaters
an königliche Pracht gewöhnt*), aber Friedrich Wilhelm hielt
sie in großem Zwange, schrankte sie in allen Stücken auf's
Aeußerste ein und strebte ihrem Hange zum äußeren Glanze auf
alle Weise entgegen. Sie mußte sich, sowie auch ihre Kinder, ganz
einfach kleiden. Auf Reifen erlaubte er ihr nicht mehr Bedienung
mitzunehmen, als eine einzige Kammerfrau; wünschte sie mehr, so
ward noch eine und die andere heimlich in einem Packwagen versteckt.
Mit Angst und Zittern saßen diese Dienerinnen in ihren verborge¬
nen Behältnissen; denn grausame Mißhandlungen warteten ihrer,
wenn sie, wie cs wohl zuweilen geschah, von dem Könige ent¬
deckt wurden. Im Essen konnte ec ebenso wenig großen Auf¬
wand sehen. Er liebte keine Leckereien, verlangte nur Haus¬
mannskost. Erbsen und Speck, Kohl und Wurst, Nübcn und
gesalzene Fische, Hammelfleisch und ein tüchtiger Kalbcrbraten
machten sein Lieblingsessen aus» Er aß schnell und gierig; fast
verschlang er Alles. Den Wein verschmähte er nicht, allein in
späteren Jahren enthielt er sich desselben wegen des Podagra's
und trank Bier. Bei Allem liebte ec die Reinlichkeit. Er wusch
sich täglich fünfmal und auch so oft er etwas angriff, was die
Hände in Schweiß bringen konnte.
Keines seiner Kinder behandelte Friedrich Wilhelm mit mehr
Härte, und keines mußte unter seiner despotischen Gesinnung mehr
leiden, als der Kronprinz, der nachmalige große König Friedrich If.
Die geistreiche Schwester desselben, Friederike Sophie Wil¬
li elmine, nachher vermählte Markgräfin von Baireuth, hak
*) S3i’i der Vermahlung der Königin mit dem damaligen Kronprinzen
ließ ihr Vater, der Churfürst, die Kleider sowohl, als den ganzen
Brautfchmuck in Paris unfertigen, wo die Herzogin von Orleans
Auswahl und Anordnung besorgte. Ludwig XIV., dem der Schmuck
zur Ansicht vorgclegt wurde, bezeigte seine Zufriedenheit damit und
äußerte den Wunsch, daß cs recht viele Prinzessinnen in Deutschland
geben möge, auf deren Aussteuer so große Summen verwendet werden
möchten, wobei die Kausleute in Paris nicht zu kurz kommen würden.
Auf der Reise der Braut nach Berlin ging ihr Troß in's llngcmeffene.
Vierzig Caroffen und Kutschen, zwölf chursürftliche Rüstwagcn, fünf-
undseehzig Bauernwagen waren in ihrem Gefolge, zu dessen Fort¬
schaffung auf jedem Relais fünfhundert und zwanzig Pferde bereif
gehalten werden mußten.