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dorp an ihrer Spitze, die alte Kokarde auf, setzten eine provi-
sorische Negierung ein und ließen den Nachfolger des vorigen
Erbsiatthaltcrs (dieser war am 9. April 1806 mit Tode abge-
gangen), der sich damals in England befand, einladen, sich an
die Spitze der Negierung zu stellen. Da die französischen Truppen
sich nicht stark genug fühlten, um das Land zugleich gegen die
Verbündeten und gegen die Einwohner selbst zu vertheidigen, so
räumten sie dasselbe ohne Widerstand. Der Prinz von Oranien
landete bald darauf zu Scheveningen an eben der Stelle, wo
er im Jahre 1795 mit seinen Eltern von den damals republika¬
nischen Franzosen und deren Anhängern entflohen war. Am
2. Dccember traf er in Amsterdam ein, wo er bereits Tages
zuvor zum souverainen Fürsten der Niederlande (als Wilhelm I.)
war ausgerufcn worden; er nahm indeß diese Würde nur unter
der Bedingung an, daß seine Macht durch eine dem Geiste
der Nation zusagende Verfassung beschrankt würde. Die Ent-
werfung dieser letzteren übertrug er einer besonderen Commission,
und sie wurde bald darauf am 30. März 1814 von den
Abgeordneten des Volks angenommen und von dem Fürsten
beschworen.
Bei den Schweizern fand die von Oesterreich erlassene Auf¬
forderung, sich der französischen Herrschaft zu entziehen, nur in
sofern Beifall, als sie hofften, keine Anstrengung zu eigner That
damit in Verbindung gesetzt zu sehen. Aber vergebens schmei¬
chelten sie sich, daß man ihnen die Neutralität, die sie in einer
Erklärung vom 20. November kund gethan, und die Napoleon
anerkannt hatte, zugestehen würde. Der Fürst von Schwarzen¬
berg erklärte sich gegen Beachtung dieser Neutralität kräftig und
entschieden, und die Truppen der Verbündeten durchzogen das
Gebiet der Eidgenossenschaft, um in Frankreich einzurücken.