Full text: Kurze Geschichte der Reformation für Bürger- und Volksschulen

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„eine schlechte Sache an Gottes Statt mit 
„den Leuten reden, und ihnen predigen 
„so l len." 
Als er sich nun durch seine Gelehrsamkeit und 
Rechtschaffenheit allgemeine Liebe und Achtung erworben 
hatte, so ertheilte ihm D. Staupitz den ehrenvollen Auf¬ 
trag, in Angelegenheiten seines Ordens nach Rom zu 
reifen (1510), und er erfüllte diesen Auftrag zur Zu¬ 
friedenheit seines Gönners. Diese Reise war für Luthern 
von großem Nutzen. Früher hatte er von der Heiligkeit 
der Pabste sehr hohe Begriffe gehabt. Jetzt sank seine 
Meinung, nachdem er ihre schnöde Lebensart, die Ver¬ 
derbtheiten und Schwachen der römischen Geistlichkeit in 
der Nahe kennen gelernt, und dadurch feine Menschen.' 
kenntniß vermehrt hatte. Seine Ehrfurcht gegen de» 
Pabst verminderte sich hierdurch in demselben Maaße, 
wie sein Haß gegen das Pabstthum zunahm» 
Nach der Rückkehr von Rom setzte er seinen rühm¬ 
lichen Eifer, die Bibel zu studiren, fleißig fort, und 
erhielt im Jahr 1513 die theologische Doctorwürde, eine 
große Auszeichnung, die er aber nur als eine Ermunte¬ 
rung ansah, es in nützlichen Kenntnissen immer weiter 
zu bringen. Vorzüglich erweckte ihn diese neue Würde 
zur muthigsten Verteidigung der heiligen Schrift. 
Bald darauf (iw Jahr 1516) erhielt Luther von 
Staupitz den Auftrag, die Klöster in Meißen und Thü¬ 
ringen zu untersuchen, um ihre Verfassung und Einrich¬ 
tung in Augenschein zu nehmen, und die Mängel und 
Gebrechen derselben in ihrer Nahe kennen zu lernerl. Wo 
er hinkam, traf er gute Anstalten, und stiftete Schulen, 
wa§ für jene finstern Zeiten noch eine seltene Wohlthat 
war, wahrend jetzt freilich auch der kleinste evangelische 
Ort seine Schule hat. Wie sehr Luther von der Noth- 
Wendigkeit der Schulen.überzeugt gewesen ist, dieß be-
	        
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