des Johann Huß *) noch in zu lebhaftem Andenken war.
2tuf dem Reichstage nun, besonders durch Verwendung
des Chursürsten, nahm die Sache eine solche Wendung,
daß Luther's Citation nach Rom für aufgeschoben erklärt
wurde. Der Cardinal, (d. i. einer der vornehmsten
Geistlichen in der römischen Kirche, die gleich nach den
Päbsten folgten, und königlichen Rang hatten) Cajetan,
erhielt nun vom Pabst Leo X. den Auftrag, Luthern von
seinen ketzerischen Meinungen zurück zu bringen. Luther
reifte daher unter sicherm Geleit und -Bedeckung zu einem
Gespräch mit dem Cardinal nach Augsburg (im October
1518). Dieser empfing ihn zwar freundlich, verlangte
aber, Luther solle seine Behauptungen widerrufen, und
von der ferneru Verbreitung derselben abzulassen verspre¬
chen. Luther erklärte, ec würde das thun, wenn ihm
aus der Bibel gezeigt würde, daß er geirrt habe. Da
das der Cardinal nicht konnte, weil er nicht so bibelfest
war, wie Luther, und nicht sowohl Gottes Wort, als
des Pabstes Wort inne hatte, so hieß er Luthern gehen,
und er möchte ihm nicht wieder vor die Augen kommen,
*) Johann Huß war öffentlicher Lehrer der Religion auf der
Universität zu Prag, der Hauptstadt in Böhmen, und ein
Freund der Wahrheit. Erlehrte unter andern, daß man
den Pabst unmöglich für Christi Statthalter halten könne,
wenn er sich so grober Sünden und Verbrechen schuldig
mache, wie so viele Pabste gethan hatten. Solche Be¬
hauptungen gefielen freilich den letztern nicht. Er wurde
daher für einen Ketzer erklärt, und auf die Kirchcnver-
sammlung zu Costnitz (auch Conltanz), an der Gränze
des südlichen Deutschlands, vorgeladen. Er erschien, nach¬
dem ihm vom Kaiser Sigismund sicheres Geleit verspro¬
chen worden war. Das wurde ihm aber nicht gehalten.
Huß wurde verdammt, und im Jahr 14,5 den 6ten
Juli zu Costnitz auf dem Scheiterhaufen verbrannt.