Der Anfang der Reformation. 125
abgereiset. Unterdessen hatte der um Luthers Leben besorgte
Friedrich veranstaltet, daß der so Bedrohcte im Thüringer
Walde, zwischen Altenstein und Waltershausen in einem
Hohlwege, von vier vermummten Reitern aufgefangcn und
auf die feste Wartburg bei Eisenach gebracht wurde, wo er
vor der Reichsacht und den Bannbullen sicher war*). Man
hielt ihn dort für einen Staatsgefangenen, und er führte
den Namen Junker Jürge. Seine Feinde freuten sich, denn
sie dachten, er sey cingefperrt oder ermordet; feine Freunde
jammerten. Luther arbeitete aber wohlgemuthet in feiner
Verborgenheit an seiner Postille, an seiner Ueöersetzung der
Psalmen und des neuen Testaments, und schrieb Trostbriefe
an seine Freunde. Um sich eine Veränderung zu machen,
ging er auch einige Mal mit auf die Jagd. Er erzählt: „Ich
bin zwei Tage dabei gewesen, und habe diese saure Lust gro¬
ßer Herren mit angesehen. Zwei Hafen und einige Rebhüh¬
ner wurden gefangen. Gewiß eine wichtige Verrichtung
für müßige Leute. Aber ich hatte doch bei den Netzen und'
Hunden meine guten Gedanken. Ich muß aber gestehen, daß,
so viele scheinbare Lust solch Vergnügen machen mag, mir
solche vielmehr Mißvergnügen und Mitleiden, und mancher¬
lei Betrachtungen dessen, was sie abbildet, erwecket hat. —
Ich hatte mit vieler Mühe ein junges Haschen beim Leben
erhalten, und mit großer Sorgfalt in meinen Reiferock ein¬
gewickelt. Den hatten die Hunde, als ich nur ein wenig
davon gegangen war, doch ausgefpürt, ihm durch den Rock
den rechten Lauf zerbissen und ihn endlich garerwürget. — Ich
bin dieser Jagd satt."
§. 29.
Fortsetzung.
Die Reformation machte immer größere Fortschritte,
auch selbst im Auslande, ob sie gleich große Gegner fand.
*) Unweit des Badeorts Liebenstein im Meimugischen steht noch
jetzt die alte Buche an dem Brunnen, wo Luther ausruhte und trank,
und zu der noch immer die Badegäste hinwandern.