196 VIL Ztr. Vom westph. Fried, bis jetzt. 1.648— 1828.
öffentlich Schlesien als dem östreuhischen Hause heimgefallen,
weil Friedrich den Breslauer Frieden gebrochen habe. Obcr-
schlesien ward mit Oestreichcrn überschwemmt, mehrere Fe¬
stungen fielen in ihre Hände; es gehörte Friedrichs Mnth
dazu, jetzt nicht zaghaft zu werden. Aber im Vertrauen
auf sein Heer und sein Glück griff er am 4. Juni den Prin¬
zen von Lothringen bei H o heu fri e d b er g an. Dieser hatte
ihn so schnell nicht erwartet, er war auf den Angriff schlecht
gefaßt, und schon um 9 Uhr Morgens war die Schlacht für
den König entschieden. — Schlesien war durch dieselbe ge¬
rettet; die Oestreicher eilten nach Böhmen zurück.
Aber schon im nächsten Jahre kehrten sie wieder; der
Prinz von Lothringen sollte noch eine Schlacht versuchen,
und überraschte auch in der That am 30. September mit
40,000 Mann den König, der mit nicht mehr als 18,000
Mann bei Sorr gelagert war. Es war für die kleine
Zahl ein schwerer Kampf; er dauerte fünf Stunden; und
dennoch wurde er gewonnen. Der östreichische Heerführer
machte bedeutende Fehler, und unter Friedrich dagegen dien¬
ten schon die trefflichsten Fcldherrn. Der nachmals so be¬
rühmte Prinz Ferdinand von Braunschweig eroberte unter
andern eine wichtige Anhöhe, welche er, durch seltsa¬
men Zufall, seinem Bruder Ludwig abgewann, der in öst¬
reichische n Diensten war.
Auch diese Schlacht hatte noch nicht alle Gefahr abge¬
wendet; es war der Plan entworfen worden, ein öst-
reichisches Heer, vereint mit den Sachsen, noch in diesem
Winter rasch gegen Berlin zu senden , um den König durch
den Verlust seiner Hauptstadt zur Wiederherausgabe von
Schlesien zu zwingen; ja Sachsen hoffte noch überdieß von
ihm das Herzogthum Magdeburg zu gewinnen. Friedrich
aber, so wie er die Bewegungen der Feinde merkte, raffte
schnell sein Heer in Schlesien zusammen und rückte in die
Lausitz ein. Der alte Fürst von Dessau mußte zu gleicher
Zeit mit einem, bei Hatte versammelten Heere, in das Chur-
fürstenthnm fallen,-und gerade auf Dresden ziehen. Die¬
ser fand die Sachsen und eine Hceresabtheilung der Oestrei¬
cher aufben Höhen bei dem.Dorfe Kesse lsd o r f, griff sie
dort am 15. Dezember an, und gewann, ungeachtet ihrer
vortheilhaften Stellung, einen Sieg über fie. Dieser ver¬
schaffte dem Könige die Hauptstadt Dresden, in welcher
er am 18. Dezember seinen Einzug hielt, und dazu am
Lösten desselben Monats den Dresdener Frieden, wel¬
cher den zweiten Schlesischen Krieg beschloß, und Preußen
von Neuem im Besitze Schlesiens bestättigte.