Full text: Die deutsche Geschichte

404 VI. Ztr. Karl V. bis zum westph. Frieden. 1520 — 1648. 
V%/WVW%/VV%/%W%'W% W1 VVVVVVVVYVVVV VV%/V% UWUHWUllliU 
Majestät Gefangener, und bitte um fürstlichen Gewahrsam" — 
„Wohl, ihr sollt gehalten werden, wie ihr verdient," schloß der 
Kaiser. Dann wurde der Churfürst durch Alba mit dem Herzog 
Ernst von Braunschweig Lüneburg, der gleichfalls ge¬ 
fangen war, ins Lager geführt. 
So endigte dieser für den Kaiser so glückliche Tag, von dem 
er selbst in Cäsars Weise schreibt: „Ich kam, ich sah, und Gott 
siegte." 
Nach einer Ruhe von zwei Tagen zog er nach Torgau, 
welches sich sofort ergab, und von da nach Wittenberg, der 
Hauptstadt des Landes. Sie war fest mit guter Besatzung ver¬ 
sehen, und die Bürgerschaft voller Muth; wenn sie sich hielt, so 
mußte Karl vielleicht Sachsen verlassen, ohne das Werk vollen¬ 
det zu haben; denn zu einem langen Feldzuge war er nicht ge¬ 
rüstet. Da wandte er, in seiner Ungeduld, ein Mittel an, wel¬ 
ches ihn von Neuem der Ueberschreitung des Rechtes und der 
Reichsverfassung anklagt. Er ließ durch einen Herold der Chur- 
fürstrn und ihren Söhnen kund thun, daß er ihnen, wenn sie die 
Stadt nicht übergäben, das Haupt des gefangenen Vaters senden 
werde; und als dennoch eine abschlägliche Antwort erfolgte, ließ 
er über den unglücklichen Fürsten durch ein Kriegsgericht das 
Todesurtheil sprechen. Das durfte er, wenn es gleich das 
gerechteste Urtheil gewesen wäre, nicht ohne einen deutschen Für¬ 
stentag. Wohl mag es ihm mit der Hinrichtung selbst nicht Ernst 
gewesen seyn, die nur ein Schreckmittel für die in der Stadt 
seyn sollte; allein die Verletzung des Rechtes lag in der Weise 
des Urtheils, und wenn es als Schreckmittel nicht nutrite, so 
war von Karls strengem Sinne, der keinen Schritt zurückthat, 
die Vollziehung desselben wobl zu fürchten. 
Der Churfürst, der im Glücke sich schwach gezeigt, bewies 
fetzt den Heldenmuth einer starken Seele. Das Todesurtheil wurde 
ihm angeküttdigt, als er eben mit dem Herzog Ernst von Lüne¬ 
burg am Schachbrette saß. Ruhig sprach er: „Ich kann nicht 
glauben, daß der Kaiser dermaßen mit mir handeln werde; ist 
es aber gänzlich also bei der kaiserlichen Majestät beschlossen so 
begehre ich, man soll es mir fest zu wissen thun, damit ich, was 
meine Gemahlin und meine Kinder angeht, bestellen möge." 
Vom Herzog Moritz ist nicht bekannt, daß er in dieser Sache 
sein Wort bei dem Kaiser verwendet habe; der Churfürst Joa¬ 
chim von Brandenburg dagegen kam sogleich in das kaiserli¬ 
che Lager und bemühte sich aufs eifrigste, das Unglück durch einen 
Vergleich abzuwenden. Es gelang ihm auch, aber unter barten 
Bedingungen für Johann Friedrich. Dieser mußte für sich und 
seine Nachkommen auf die Churwürde und auf sein Land Ver¬ 
zicht leisten, welches beides an He^og Moritz übergincz. Seine 
Festungen Wittenberg und Gotha nmrden dem Kaiser überliefert, 
und er selbst sollte dessen Gefangener bleiben, so lange es diesem 
gefallen würde; so daß er ihn sogar nach Spanien, unter die 
/
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.