24 I- Griechische und Römische Sagen und Erzählungen.
gekämpft wurde, stürzten sich auf einmal die Frauen — viele hatten
schon kleine Kinder — zwischen die Kämpfer und baten die einen ihre
Väter und Brüder, die anderen ihre Männer, sich zu vertragen und sich
doch nicht totzuschlagen.
Nun vertrugen sich die Sabiner und die Römer miteinander, und
die Sabiner zogen mit nach Rom, weil da noch sehr viel Platz war.
6. König Porsenna.
Nach Romulus haben in Rom noch sechs Könige regiert. Dem
letzten, Tarquinius, gaben die Römer wegen seines Hochmutes den Namen
der „Übermütige". Schließlich vertrieben sie ihn und sein ganzes Ge-
schlecht. Nun war Rom ein Freistaat. Jedes Jahr wählten die Römer
zwei vornehme Männer, die sie Konsuln nannten, die die Stadt regierten.
Tarquinius fand aber Hilfe beim Könige der Etrusker, Porsenna. Der
zog mit einem großen Heere vor Rom. Rom lag am linken Ufer des
Tiberflusses. Über den Tiber führte eine Holzbrücke. Die Römer waren
geschlagen und flohen über die Brücke in die Stadt. Die Etrusker ver-
folgten sie und hätten die Stadt erobert, wenn nicht ein tapferer Jüng-
ling Horatius Cocles mit noch zwei Freunden die Brücke verteidigt hätte.
Sie standen am rechten Ufer. Als die anderen Römer herüber waren,
fingen sie an, die Brücke abzubrechen. Endlich waren sie damit fertig,
aber da konnte auch Horatius nicht mehr über die Brücke zurück, er sprang
in voller Rüstung in den Strom und schwamm glücklich ans Ufer.
Porsenna belagerte nun Rom. In Rom entstand Hungersnot; da
faßte ein tapferer Mann, Mucius, den Entschluß, sein/ Vaterstadt zu
retten. Er schlich sich ins Lager der Etrusker und kam unentdeckt ins
Zelt des Königs, in dem Porsenna mit einem sehr vornehmen Herrn zu-
sammelt war. Wegen seiner prächtigen Kleidung hielt er ihn für den
König und stach ihn nieder. Die Wachen sprangen zu und nahmen ihn
gefangen. Porsenna drohte ihm mit Folterqualen, wenn er nicht gleich
sagen würde, wie er hieße und wer ihn zu der Tat angestiftet habe.
Mucius aber hielt seine rechte Hand in das Feuer, das in der Nähe
brannte, und sagte: „Siehe, König, wie wenig ich mir aus deinen
Drohungen mache." Nun schenkte ihm Porsenna, dem der tapfere Mann
gefiel, die Freiheit.
Mucius sagte: „Zum Dank, o König, will ich dir auch sagen,
daß außer mir noch hundert Jünglinge aus Rom sich vorgenommen