31
auf Seiten der Obrigkeit erschlagen wird, ist ein rechter Märtyrer vor
Gott, denn er streitet im göttlichen Wort und Gehorsam. Nur derer möge
sich die Obrigkeit erbarmen, die von den Bauern gezwungen würden, deren
Partei zu nehmen. Während noch die Bauern die wildesten Excesse ver¬
übten, während sich Münzer mit den Empörern in und bei Franken¬
hausen vereinigte, hatten sich die Herzöge von Sachsen, der Herzog Hein¬
rich von Braunschweig und der Landgraf Philipp von Hessen gegen die
Aufrührer in Thüringen erhoben; gleichzeitig zogen andere deutsche Fürsten
gegen die Empörer. Ueberall wurden diese geschlagen, Münzer und
Pfeifer gefangen genommen und enthauptet. So endigte der Bauern¬
krieg und die Wiedertäuferei in Deutschland; letzte erhielt sich noch in der
Schweiz, wo man anfangs gütlich sie beizulegen suchte, dann aber, als dieß
vergeblich war, mit Gewalt unterdrückte. Bald darauf trat sie aber in
Deutschland durch Melchior Hofmann, Ludwig Hetzer, Joh. Denk
u. A. von Neuem hervor, so daß Luther und Melanchthon sie von Neuem
bekämpfen mußten. Die Schwärmer zogen sich in fremde Länder, nach den Nie¬
derlanden, nach Polen und Ungarn, wo sie mit gemäßigten Grundsätzen stille
Gemeinden ohne Geistlichkeit bildeten, die aber durch Arbeitsamkeit und Red¬
lichkeit so sehr sich empfahlen, daß sie'geduldet wurden und zum Theil noch
bestehen. Zur Verbesserung dieser Secten trug das Meiste der Priester
Menno Simons unís Jahr 1540 bei, von dem sie den Namen Men-
noniten erhalten haben.
Der Bauernaufruhr und der Fanatismus in demselben wurde aber von
den Widersachern Luthers dazu benutzt, dem evangelischen Glauben die Zer¬
störung aller bürgerlichen und religiösen Verhältnisse Schuld zu geben, ihn
als die Quelle aller fanatischen Schwärmerei zu bezeichnen. So äußerte sich
u. A. auch der Herzog Georg von Sachsen in einem Briefe an den Land¬
grafen Phillipp von Hessen, der aber darauf erwiederte: es lasse sich nim¬
mermehr beweisen, daß der Aufruhr von den Lutherischen hergekommen sei;
er habe keine Lutheraner mit dem Schwerte bestraft, wohl aber böse und
aufrührerische Menschen, die Luther's Lehren nicht 'gehalten hatten. Das
Evangelium bringe nicht Aufruhr des Volkes, sondern Friede und Gehor¬
sam, und so sei auch in den Gebieten, „die dem Evangelio, welches doch
lutherisch genannt werde, anhängen, weniger Aufruhr, und in manchen
Orten gar keiner gewesen, wohl aber bei denjenigen Menschen, welche das
Evangelium verfolgen."
§♦ 8. Das Regensburger und Gotha-Torgauer Bündniß. Der
Reichstag zu Augsburg 1525, zu Speier 1526 und 1529, zu
Augsburg und die Augsburger Confession 1539. Der Schmal-
kaldische Bund. — Nürnberger Religionsfriede 1532.
Der Cardinal Campeggi arbeitete auf dem Reichstage zu Nürnberg,
der einen für ihn und seine Sache so wenig günstigen Erfolg hatte, dahin,