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Erste Periode.
xii. Nussland.
In diesem Reiche setzten die noch folgenden Czare aus dem
Hause Rurik die Civilisirung des Landes fort. Mehr noch als
Wasilei Jwanowitsch, welcher von 1505—1534 herrschte,
that dieses sein Sohn und Nachfolger Iwan WasiljewitschH.
(1534—1584). Er legte durch Errichtung einer Schaar von
Schützen (Strielzi), welche mit Feuergewehren bewaffnet,
regelmäßig gekleidet und besoldet waren, den Grund zu einem
stehenden Heere, suchte den englischen Handel in seinem Reiche zu
heben, und zog viele Bergleute und Handwerker, besonders Eng¬
länder und Deutsche, nach Rußland. Zum Behufe des Unter¬
richts ließ er die Buchdruckerkunst in sein Reich verpflanzen und
in den Städten Elementar-Schulen errichten. Der Geistlichkeit,
welche er für ein Hauptwerkzeug der Volksbildung ansah, schenkte
er in Hinsicht auf ihre Pflichten und Einkünfte ein besonderes
Augenmerk, sorgte für strenge Rechtspflege und ließ ein Gerichts¬
buch verfassen. Die Grenzen seines Reiches erweiterte er durch
die Eroberung von Casan, Astrachan und der ganzen Cabardei
bis an die caucasischen Gebirge hin. Sibirien begann ihm Je r-
mak Timofeow, der Anführer eines Kosakenhaufens zinsbar
zu machen (1579). In seinen Kriegen mit Polen und Schweden
war er nicht glücklich, und er suchte vergeblich Liefland zu gewin¬
nen. Sein Scepter war den Russen fürchterlich, und die uner¬
hörte Grausamkeit, mit welchen er den bloßen Verdacht des Unge¬
horsams und der Untreue zu bestrafen pflegte, verschaffte ihm den
Namen des Schrecklichen. Als Christian in. von Däne¬
mark ihm eine Wanduhr zum Geschenke sandte, wollte er sie nicht
annehmen, weil „so ein Zauberwerk sich nicht für einen christlichen
Czar schicke, welcher einen Gott glaube und mit den Planeten
nichts zu schaffen haben wolle."
Sein Sohn und Nachfolger Fedor l. (1584—1598), für
welchen sein kraftvoller Schwager Boris Gudunow die Re¬
gierung führte, erwarb Jngermanland wieder und ließ die Unter¬
werfung Sibiriens fortsetzen. Als mit ihm Rurik's Mannsstamm