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zu einer, wie fle glaubten, ihnen rechtlich gebührenden unumschränk¬
ten Gewalt mit dem Geiste des englischen Volkes in gefährlichem
Widerspruch. Schon Jakob I. konnte einer Verschwörung (Pulver¬
verschwörung einiger Katholiken) kaum entgehen. Unter seinem Sohne
Karl 1. (1625—1649) stieg der Haß und die Erbitterung
immer höher, als dieser das ihm widerstrebende Parlament wieder¬
holt auflös'te und endlich 11 Jahre lang ohne Parlament regierte.
Jetzt wollte Karl auch den Schottlandern die bischöfliche Kirchen¬
verfassung aufdringen. Diese aber griffen zu den Waffen, und Karl
mußte nun, um im Kriege gegen sie Geld zu erhalten, wieder ein
Parlament berufen. Das sogenannte lange Parlament (von 1640
—1649) ward bald mit dem Könige entzweit, indem er in die über¬
triebenen Forderungen desselben nicht mehr willigen wollte und deß-
halb aus London entwich. Unterstützt vom Adel und den Katholiken
sammelte er im Norden Englands ein Heer gegen die Macht des Par¬
laments, mit dem es besonders die Städte und der Süden hielten.
Karl, anfangs Sieger, wurde von dem Lord Fa ir fax und dem
General Oliver Cromwell in zwei blutigen Schlachten besiegt
und floh zu den Schotten, die ihn aber gegen Geld an das englische
Parlament auslieferten. In diesem bekamen nun bald die sogenann¬
ten Independenten, eine Partei religiöser und politischer Schwär¬
mer, die Oberhand. An ihrer Spitze stand Oliver Cromwell,
ein Mann gleich ausgezeichnet durch Tapferkeit und Einsicht als durch
Religionsfanatismus und Gewaltthätigkeit. Die gemäßigten Mitglie¬
der aus dem Haufe der Gemeinen wurden verstoßen; die Übrigge¬
bliebenen, das Rumpfparlament, klagten den König vor einem von
ihnen niedergesetzten Blutgerichte an, das über Karl, der die Gültig¬
keit des Gerichtes nicht anerkannte, das Todesurtheil aussprach, chs
wurde am 30. Januar 1649 in London vor dem königlichen Schlosse
öffentlich vollzogen. England ward nun zur Republik erklärt unter
dem Protektor Cromwell. Dieser beruhigte das Reich in seinem
Innern und verschaffte ihm nach Außen durch glückliche Kriege gegen
Holland und SpanienAnsehen und Kraft. Auch legte er durch seine
Navigationsakte (1652), nach welcher dieSchiffe anderer. Natio¬
nen in die britischen Häfen keine andere als die Erzeugnisse des eige¬
nen Landes einführen durften, den Grund zu der jetzigen Größe des
Handels und der Schifffahrt Englands. Aber aller Glanz konnte
ihn nicht schützen gegen die marternden Gewissensbisse, die sein In¬
neres verfolgten. Er starb am 3. Sept. 1658. Sein milder Sohn
Richard, der ihm in seiner Würde solgte, legte diese nach einem
halben Jahre wieder nieder.
Jetzt rief ein neues Parlament, durch den General Monk ver¬
anlaßt, den geflüchteten Sohn des Hingerichteten Königs
Karl 11. (1660—1685) aus den Niederlanden zurück. Aber
er und sein katholisch gewordener Bruder
Jakob II., der ihm 1685 folgte, regierten ganz im Geiste und