Einleitung
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Begriff der Geschichte; ihre Quellen und Hülfswissenschaften.
beschichte ist die beglaubigte Erzählung wichtiger
und merkwürdiger Begebenheiten. Die allgemeine oder die
Weltgeschichte umfaßt das ganze menschliche Geschlecht,
und erzählt uns, durch welche Schicksale, Begegnifse und Thaten
jenes unter der Leitung Gottes seiner Bestimmung, d. i. der immer
vollkommenem Ausbildung seiner geistigen und sittlichen Anlagen
und Kräfte stäts näher kam, wenn auch gleich die einzelnen Völker
wie die einzelnen Menschen durch eigene Schuld von jenem Ziele
gar oft wieder abirrten. Die allgemeine Geschichte stellt uns daher
ein sehr lehrreiches und tröstliches, aber auch warnen¬
des Gemählde von der Erziehung des Menschenge¬
schlechtes durch Gott dar.
Die Quellen, woraus wir unsere Kenntniß der Geschichte
schöpfen, sind verschiedener Art: mündlich fortgepflanzte Überliefe¬
rungen, Bauten, Münzen, Wappen, vorzüglich geschriebene und ge¬
druckte Urkunden. Die Schreibekunst oder die Kunst, unsere
Gedanken durch besondere Schriftzeichen einem Andern mitzutheilen,
ist wohl erst etwa 1200 Jahr vor Christus erfunden worden, und
hat sich aus der noch ältern Bilderschrift (Hieroglyphen),
indem man die wahrgenommenen Gegenstände selbst abzeichnete, nach
und nach entwickelt. — Die Buchdruckerkunst wurde erst um das
Jahr 1440 durch den wackernTeutschen Johann Gutenberg von
Mainz erfunden.
Die vorzüglicheren Hülfswissenschaften der Geschichte sind:
Geographie oder Erdbeschreibung; Chronologie oder Zeitrechnungs¬
kunde; Philologie oder Sprachenkunde; Diplomatik oder die Kunst,
Urkunden zu lesen und zu erklären; Numismatik oder Münzkunde;
Heraldik oder Wappenkunde.
8- 2.
Won der Zeitrechnung.
Die Zeit wird nach den Bewegungen der Himmelskörper be¬
rechnet. Durch die Bewegung der Erde um ihre eigene Axe, was
innerhalb 24 Stunden einmal geschieht, entsteht der Tag; durch
den Lauf der Erde um die Sonne innerhalb 365 Tagen, 5 Stun¬
den und 48 Minuten das Jahr (Sonnenjahr, Mondenjahr). Der
Lauf des Mondes um die Erde, was innerhalb eines Jahres etwa
12 Mal geschieht, gab Veranlassung zur Eintheilung des Jahres in