Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten (Cursus 1)

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12 Monden oder Monate. Da ferner von einem Mondsviertel 
bis zum andern jedesmal etwa 7 Tage verfließen, so wurde das 
Jahr in 52 siebentägige Wochen abgetheilt. — Ehe man nun dieses 
Alles richtig berechnen konnte, war auch in der Zeitrechnung große 
Verschiedenheit und Verwirrung. Einige berechneten das Jahr nur 
zu 360, andere zu 365 Tagen, 6 Stunden, wie dieß Julius Ca¬ 
sar, jener berühmte Römer, durch den Astronomen Sosigenes 
um das Jahr 46 vor Christus thun ließ. Nach diesem Juliani¬ 
schen Kalender wurde nämlich das Jahr auf 365 Tage bestimmt, 
und für die übrigen 6 Stunden sollte alle 4 Jahre ein Tag einge¬ 
schaltet werden (Schaltjahr, Schalttag, indem der 24. Fe¬ 
bruar zweimal gezählt wurde). Da aber das Julianische Jahr 
fast 12 Minuten gegen das wirkliche Sonnenjahr zu viel enthält, 
so zeigte sich nach 1600 Jahren bereits ein Überfluß von 10 Tagen. 
Papst Gregor XIII. verordnte darum im Jahr 1582, daß jene 
10 Tage ganz ausfallen, und daß für die Zukunft in 400 Jahren 
3 Schalttage ebenfalls weggelassen werden sollten, so daß statt 100 
Schaltjahren, die nach dem Julianischen Kalender in jenem Zeiträume 
sind, nur 97 gezählt würden. Die Katholiken zählten darum in dem 
Jahr 1582 nach dem 4. Oktober sogleich den fünfzehnten. Diese 
weise Einrichtung nahmen später auch die übrigen abendländischen 
Christen an. Die morgenländischen hingegen, wozu die Griechen 
und Russen gehören, halten noch bis heute an dem Julianischen 
Kalender fest, so daß der Unterschied zwischen jenem und dem Gre¬ 
gorianischen Kalender bereits 12 Tage beträgt, indem unser erster 
Januar bei jenen erst der 20. December ist. — 
Eben so verschieden ist die Art und Weise, wie bei verschiede¬ 
nen Völkern und zu verschiedenen Zeiten die Aufeinanderfolge 
der Jahre, d. i. die Ara, berechnet wurde. Da die Erscheinung 
des Erlösers in der Geschichte der Menschheit die wichtigste und 
segenvollste Begebenheit ist, so macht die Geburt Christi den 
Mittelpunkt unserer Zeitrechnung. Darum zählt: 
die christliche Ära nach Jahren vor und nach Christus; 
die jüdische nach Erschaffung der Welt, etwa 4000 
Jahre vor Christus; 
die muhamedanische nach derHedschra, d.i. derFlucht 
Muhameds, 622 nach Christus. 
Die Griechen zählten nach Olympiaden, 776 vor Christus; die 
Römer von Erbauung der Stadt Rom, 753 vor Christus.— 
Um aber die große Masse wichtiger Begebenheiten seit fast 
6000 Jahren leichter zu übersehen, macht man gewisse Abtheilun¬ 
gen, die wie Ruhepunkte auf dem unermeßlichen Gebiete der Ge¬ 
schichte zu betrachten sind. Diese Abtheilungen werden hergenom¬ 
men von besonders wichtigen Begebenheiten oder von besonders merk¬ 
würdigen Männern, die entweder sogleich oder in der Folgezeit in 
dem Zustande der Menschheit große Veränderungen hervorbrachten.
	        
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