Object: Landeskunde der Provinz Posen (Erg.)

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Landeskunde der Provinz Posen. 
offen wäre. Ferner regulieren sie den Wasserstand der Flüsse, wie oben ge¬ 
legentlich bereits ausgeführt. Sie bilden für viele Gegenden Trinkwasserreservoire 
und spenden die gesunde Fischnahrung. Für Hebung der Fischzucht in den 
Posener Seen könnte freilich noch sehr viel geschehen. Endlich, und das ist nicht 
ihre geringste Bedeutung, stellen sie den Mittelpunkt der landschaftlichen Reize 
im Posener Lande dar; und wie die Augen aus dem Gesicht des Menschen, 
so leuchten und blitzen auch sie bald aus stillem Waldesdunkel, bald aus tiefen 
Talgründen der offenen Hochfläche den Wanderer an als die Augen im Antlitz 
unserer Posener Erde. 
VI. Das Klima. 
Eigentlich ist das Klima von ganz Europa, also auch das von Posen, ozeanisch 
oder maritim zu nennen; aber man unterscheidet auf unserem Kontinente selbst 
ein europäisches Kontinental- und Seeklima. Das europäische Seeklima beherrscht 
West- und das europäische Kontinentalklima Osteuropa; als Grenze zwischen 
beiden Klimaten gilt die Linie, auf welcher die Mitteltemperatur des Winters 
(nämlich der Monate Dezember, Januar, Februar) auf 0° sinkt. Wo die 
Winter unter 0" Mitteltemperatur haben, spricht man von dem europäischen 
Kontinentalklima. Deutschland stellt gerade das Übergangsgebiet beider Klimate 
dar, und Berlin hat schon einen Winter von 0°. Das ganze Posener Land 
hat eine Durchschnittstemperatur von unter 0" (Posen — 1,1°) für den Winter, 
es gehört also schon in die Region des europäischen Kontinentalklimas, liegt aber 
an dessen westlichster Grenze. Die Provinz Posen ist eine der kältesten Land¬ 
schaften Norddeutschlands, nur Ostpreußen und Teile von Westpreußen sind 
noch kälter. Darin spricht sich der große Einfluß des Atlantischen Ozeans auf 
Europa aus, der die Isothermen, im Winter namentlich, mehr von bl nach 8 
als von 0 nach W verlaufen läßt; so sind die ozeanfernsten Gebiete Deutsch¬ 
lands die kühlsten, und zu ihnen gehört auch Posen. Die regelmäßigen 
monatelangen Frostperioden Rußlands suchen wir allerdings in Posen vergebens, 
nur in seltenen Jahren stellen sich solche ein. 
Das Jahresmittel der ganzen Provinz liegt zwischen -j- 7 und 8° C. 
Das kühlste beobachtete Jahr hatte in Bromberg einen Durchschnitt von 5,4", 
das wärmste in Posen von 9,7°; es sind also nicht unerhebliche Schwankungen 
möglich. Einen Unterschied in der Wärme nach der Lage im 8 oder bl der Provinz 
gibt es kaum: Bromberg hat im bl genau dieselbe Jahrestemperatur wie Ostrowo 
im 8 mit 7ch0, wobei allerdings Ostrowo 100 m höher liegt als Bromberg, 
aber die Temperaturbeobachtungen von Ostrowo sind noch nicht alt. Der 
Breitenunterschied beider Städte ist rund 1 l/2 Grad. Auch der Unterschied der 
Temperatur im 0 oder XV der Provinz ist kaum bemerkbar: Landsberg jenseits 
der Westgrenze hat 7,9", Bromberg im 0 7,5°, hier scheint also eine Abnahme 
der Temperatur nach 0 vorzuliegen; aber Posen ist trotz östlicherer Lage als 
Landsberg mit 8,1" Jahrestemperatur wieder etwas wärmer als Landsberg. 
Die Berteilung der Temperatur über das ganze Jahr ist in der Weise ge¬ 
geben, daß der kälteste Monat wohl überall der Januar ist, und zwar in Brom¬ 
berg mit - 2,1, Posen - 1,5, Ostrowo - 2,3"; der wärmste Monat ist der Juli: 
Bromberg 18,3, Posen 18,6, Ostrowo 17,9". Trotz der südlichsten Breite hat 
Ostrowo von den dreien den kühlsten Januar und Juli, weil es höher liegt.
	        
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