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thun, wenn du das alles wirst vollendet haben?" — „O, mein lie¬ 
ber Kineas, dann wollen wir alle Tage gut trinken und schmausen, 
und immer lustig und fröhlich seyn." — „So? nun, und was hin¬ 
dert denn uns jetzt, dasselbe zu thun, da wir schon so viel haben, als 
wir dazu brauchen? Warum sollen wir denn erst deshalb unnützes 
Blut vergießen, und Andere unglücklich machen?" — Wie vernünftig 
diese Rede auch war, so hat doch Pyrrhos nicht darauf geachtet. 
Schon unterwegs auf dem Meere wäre Pyrrhos durch einen 
Sturm beinahe umgekommen. Endlich landete er mit 25,000 guten 
Soldaten und 20 Elephanten, und ging auf die Römer los. Aber 
da er großes Selbstvertrauen hatte, so war er unvorsichtig, und das 
hatte ihm beinahe das Leben gekostet. Als die Heere schon einander 
gegenüber standen, so sprach einer seiner Begleiter: „siehst du wohl, 
Pyrrhos, jenen feindlichen Reiter auf dem schwarzen Pferde. Er scheint 
etwas Großes im Simme zu haben; denn er sieht unverwandt nach 
dir hin. Nimm dich in Acht!" — „O!" rief Pyrrhos, „es kann 
zwar keiner seinem Schicksale entgehen; aber, glaube mir, er solle 
schlimm wegkommen, wenn er sich an mich macht." Sie hatten kaum 
ausgeredet, so legte der Römer die Lanze ein, stürzte auf den König 
los, und rannte sein Pferd nieder. Zu des Pyrrhos Glück hieb man 
schnell des Römers Pferd und dann ihn selbst nieder; aber jener er¬ 
kannte nun, daß die Vorsicht die Mutter der Weisheit sey, und ver¬ 
tauschte geschwind, um unkenntlich zu seyn, seine Kleidung und seine 
Waffen. Als er zur Schlacht bei Heraklea am Flusse Siris (2*0) 
kam, scheuten sich die römischen Pferde vor den Elephanten, bäumten 
sich und warfen ihre Reiter ab; darum wurden die Römer geschlagen; 
aber Pyrrhos hatte viel verloren, und war so von Achtung für die 
römische Tapferkeit erfüllt, daß er ausrief: „mit solchen Soldaten 
wollte ich die ganze Welt erobern!" — 
Ungeachtet des Siegs und seiner Vereinigung mit den meisten 
Völkern Unteritaliens — auch die Samniter hatten wieder die Waffen 
ergriffen — wurde doch dem Pyrrhos vor dem Ende des Kriegs bange, 
und er wünschte sich lieber mit den Römern zu vertragen, um sich ehrenvoll 
aus der Sache zu ziehen. Darum sandte er den gewandten Kineas nach 
Rom, der zuvörderst die angesehensten Senatoren durch Geschenke zu 
bestechen suchte. Aber diese wurden sammtlich zurückgewiesen. Seine 
Vorschläge waren für die Römer so vortheilhaft, daß die meisten Stim¬ 
men im Senate schon für den Frieden waren. Da erhob sich ein alter 
Senator, Appiu s Claudius, der schon wegen Blindheit lange nicht 
mehr in die Versammlnng gekommen war, sich aber heute in einer 
Sanfte hatte hintragen lassen, und rief: „Wie? sind das Rathschläge 
der sonst so großherzigen Römer? Bisher habe ich den Verlust meiner
	        
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