fullscreen: Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte

Die Zeit der unumschränkten Fürstengewalt. 
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iverbes angelegen sein. Die seit alten Zeiten in der Mark lebhaft 
betriebene Wollenweberei, die während des Krieges fast vollständig ins 
Stocken geraten war, wurde wieder ins Leben gerufen, neue Industrie¬ 
zweige wurden eingeführt, so die Gärtnerei, Färberei und Seidenweberei. 
Er ermunterte zum Bau von Fabriken, ließ in einigen Städten Glas¬ 
hütten, Eisenhämmer, Blechhämmer, Stahlwerke, Zuckersiedereien, 
Gaze-, Seide- und Kreppfabriken errichten. Er suchte tüchtige und 
fleißige Handwerker, wo er sie finden konnte, ins Land zu ziehen und 
begünstigte sie durch mehrjährige Bewilligung von Steuerfreiheit, 
sowie durch unentgeltliche Lieferungen von Rohstoffen. Die Ausfuhr 
von Rohstoffen wurde erschwert oder ganz verboten, die Zölle für 
ausländische Waren wurden bedeutend erhöht. Es kam dem Kur¬ 
fürsten bei dem Heranziehen von Arbeitskräften aus dem Auslande we¬ 
sentlich zu statten, daß in den benachbarten katholischen Ländern viele 
Protestanten zur Auswanderung gezwungen wurden, und so haben 
Tausende von fleißigen Protestanten in den Ländern des Kurfürsten 
eine neue Heimat gesucht und gefunden, weil sie hier davor sicher 
waren, um ihres Glaubens willen bedrückt zu werden. Durch die 
Holländer lernten die Brandenburger unter anderen ihnen unbekannten 
Handelsartikel auch den Tabak kennen. Um denselben nicht von aus¬ 
wärts beziehen zu müssen, ließ der Kurfürst in Berlin eine Tabakfabrik 
anlegen, welche die anfangs aus dem Auslande gekauften Blätter ver¬ 
arbeitete, bis der Tabaksbau später im Lande selbst Eingang fand. 
Die Zahl der Handwerker vermehrte er auch noch durch den Befehl, 
daß Söhne von Wenden und Schäfern in die Zünfte aufgenommen 
werden mußten. 
Für den inneren Verkehr im Lande sorgte die vom Kurfürsten 
mit besonderer Vorliebe gepflegte Post. Er hatte es beim Kaiser 
durchzusetzen gewußt, daß er in seinen gesamten Landen eine eigene 
Postverwaltung haben durfte, die bald eine Verbindung zwischen den 
entferntesten Landesteilen herstellte,*) und die musterhafte Verwaltung 
der kurfürstlichen Posten wurde für ganz Deutschland ein Vorbild. 
Ebenso wurde durch die Anlegung von Kanälen die Schiffahrt und 
durch diese wieder der Handel gefördert. Die schon früher begonnenen 
und durch den Krieg zerstörten Kanalbauten, welche die Flußgebiete 
*) Die staatlichen Hauptlinien führten von Memel bis Cleve, und zwar über 
Berlin, Brandenburg, Halberstadt, Braunschweig, Hannover, Minden, Bielefeld, 
Wesel. Auch gingen Staatsposten von Hamburg nach Berlin, von Minden nach 
Bremen und Emden. Der Weg von Cleve bis Königsberg wurde mit einer damals 
angestaunten Schnelligkeit in zehn Tagen zurückgelegt.
	        
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