Lykurge
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gebracht werden konnte. Am Abend aber überließen sie sich der Freude
bei heiteren Gastmählern. Doch plötzlich erscholl Kriegsgetön. In dem
hölzernen Pferde waren tapfere Griechen verborgen, die jetzt hervor ka¬
men; die übrigen Griechen kehrten zurück, ihr Abzug war ein verstell¬
ter gewesen; ungehindert drangen sie in die offene Stadt. Troja wurde
gänzlich verheert durch Feuer und Schwerdt und dem Erdboden gleich
gemacht. Die Eroberung der Stadt sott im Jahre 1183 stattgefunden
haben. Die Griechen kehrten heim; viele aber wurden auf dem Meere
vom Sturme verschlagen und fanden entweder ihren Untergang oder
gelangten erst nach manchen Mühseligkeiten in ihre Heimath. Am be¬
rühmtesten waren die Irrfahrten des Odysseus oder Ulysses, welche in
der Folge von einem griechischen Dichter, Homeros, der auch den
Kampf der Griechen vor Troja geschildert hat, besungen worden sind.
Lykurg in Sparta.
h 23. Das Land, in welchem die Griechen wohnten, zerfiel in
eine Menge kleiner von einander unabhängiger Staaten. Anfangs
hatte jeder derselben einen König; aber allmälig ging, hier früher, dort
später, die Königswürde ein und die Regierung wurde von den Bür¬
gern selbst geführt. Staaten, welche eine solche Verfassung haben,
nennt man Freistaaten oder Republiken. Die wichtigsten aller
griechischen Staaten waren: auf dem Peloponnes Sparta und in
dem eigentlichen Griechenland Athen. Sparta verdankt sein Aufkom¬
men dem weisen Gesetzgeber Lykurg, der um das Jahr 888 lebte.
Durch Reisen in fremde Länder hatte er die Einrichtungen anderer
Völker kennen gelernt; das Ansehen, welches er in Sparta genoß, so
wie die Macht, die ihm verliehen war, machten es ihm möglich, von
diesen Erfahrungen zum Vortheile seines Vaterlandes Gebrauch zu
machen. Die meisten Einrichtungen der Spartaner rühren von ihm
her. — Daß das Volk kraftvoll sei und mächtig werde, darauf wirkte
er vornehmlich hin. Sobald ein Kind geboren war, wurde es besich¬
tigt; fand man es schwächlich oder krüppelhaft, so wurde es nicht auf¬
gezogen, sondern ausgesetzt und dem Hungertode preisgegeben, stand
dagegen zu hoffen, daß aus ihm einst ein starker, kräftiger Bürger wer¬
den könne, so wurde es der Pflege und Erziehung für werth geachtet.
Zunächst hatte die Mutter für seine Erziehung zu sorgen. Eine spar¬
tanische Mutter aber verzärtelte ihre Kinder nicht, sondern sie gab ih¬
nen die einfachste Nahrung; im Wind und Wetter mußten sie im
Freien bleiben und wurden nicht durch wärmende Kleidung vor der
rauhen Witterung geschützt; ihr Lager war aus Schilfgras bereitet, das
si's selbst, wenn sie es vermochten, aus dem Flusse sich holen mußten