Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte

204 Das Königreich Preußen. 
Bangen las es die Nachrichten über sein Befinden. Heiße Gebete um 
*188? ^ine Rettung stiegen zum Himmel empor. Da erlöste am 15. Juni 1888 
der Tod den Schwergeprüften von seinen Leiden. In der Friedenskirche 
zu Potsdam wurden seine sterblichen Überreste beigesetzt. 
„Dem Königlichen Dulder, dessen Herz für alles Große und Schöne schlug, 
sind nur wenige Monate beschickn gewesen, um auch auf dem Thron die edlen 
Eigenschaften des Geistes und Herzens zu bethätigen, welche Ihm die Liebe Seines 
Volkes gewonnen haben. Der Tugenden, die Ihn schmückten, der Siege, die Er auf 
den Schlachtfeldern einst errungen hat, wird dankbar gedacht werden, so lange 
deutsche Herzen schlagen, und unvergänglicher Ruhm wird Seine ritterliche Gestalt 
in der Geschichte des Vaterlandes verklären." (Aus Kaiser Wilhelms II. Aufruf 
„An mein Volk!") 
Wilhelm II. (seit 1888). 
Jugendzeit. Unser Kaiser und König Wilhelm II. ward am 
27. Januar 1859 als ältester Sohn des damaligen Prinzen Friedrich 
Wilhelm und seiner Gemahlin Viktoria (jetzt Kaiserin Friedrich) zu 
Berlin geboren. Im „Neuen Palais" bei Potsdam, dem gewöhnlichen 
Aufenthaltsorte der Eltern, verlebte er zumeist seine Jugendjahre. Wenn 
in Bornstedt, dem benachbarten Gute des Vaters, ein Kinderfest gefeiert 
wurde, beteiligte sich Prinz Wilhelm mit seinen jüngeren Geschwistern 
gern an dem frohen Treiben der Dorfjugend. Die Eltern waren be¬ 
strebt, dem dereinstigen Erben der Krone die vorzüglichste Erziehung zu 
geben. Mit sieben Jahren erhielt derselbe in dem Professor Dr. Hinz- 
peter einen besonderen Erzieher. Unterstützt durch auserlesene Lehrer, 
förderte dieser die geistige und körperliche Entwickelung des wohl be- 
anlagten Zöglings mit bestem Erfolge. Die wissenschaftlichen Unterrichts¬ 
fächer wechselten mit Übungen im Reiten, Schwimmen, Turnen und 
Exerzieren. Durch den Eifer, welchen er im letzteren bethätigte, wurde 
der junge Prinz der Liebling seines Großvaters. Der Sitte des 
preußischen Königshauses entsprechend, ward er mit zehn Jahren als 
Gardeoffizier eingereiht. Vom 16. Lebensjahre ab besuchte Prinz Wilhelm 
mit seinem jüngeren Bruder Heinrich die oberen Klassen des Gymnasiums 
zu Kassel. Nach dem Willen der Eltern wurden die Prinzen vor ihren 
Mitschülern in keiner Weise bevorzugt. Willig unterwarf sich der zu¬ 
künftige Kaiser den Vorschriften der Schulordnung und kam mit muster¬ 
haftem Fleiß den Anforderungen der Lehrer nach. So bestand er im 
dritten Jahre seiner Gymnasialzeit die Reifeprüfung in ehrenhafter Weise 
und erhielt eine von den drei Denkmünzen, mit welchen bei dieser Ge¬ 
legenheit die würdigsten und fleißigsten Abiturienten ausgezeichnet zu 
werden pflegten. An der Universität Bonn lag er hierauf durch zwei 
Jahre dem Studium der Rechts- und Staatswissenschaften ob. 
Nach Abschluß seiner Studien widmete sich Prinz Wilhelm dem 
Militärwesen, zu dem Pflicht und Neigung ihn in gleicher Weife 
hinzogen. Er war Soldat mit Leib und Seele. Mit Genauigkeit und 
Pünktlichkeit vollzog er die Befehle seiner Vorgesetzten. Kein Dienstzweig
	        
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