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Vorfahren beigesetzt. Hundert Jahre später, am 30. November 1818,
hat ihm König Karl Johann an dem Orte, wo er gefallen war, ein
Denkmal errichtet. — Mit Karls XIl. Tode verschwand Schweden
aus der Reihe der großen europäischen Mächte, welchen Rang es
unstreitig behalten hätte, wenn dieser Held am Leben geblieben wäre.
Maria Theresia.*)
Maria Theresia, die Tochter Kaiser Karl VI. und der
Elisabeth Christine von Braunschweig-'Wolfenbüttel,
wurde am 13. Mai 1717 geboren. Ihre Geburt und Kindheit fiel
in die Tage der glorreichen Kämpfe Eugens mit den Türken, ihre
Jugend in die trostlosen Wirren des polnischen Erbfolgekriegs. —
Die Erziehung und geistige Ausbildung der nachmals so berühmten
Fürstin, deren großes Walten durch die erstaunlichen Thaten ihres
berühmtesten Zeitgenossen Friedrichs II. zu sehr in den Hinter¬
grund gedrängt und zu schnell vergessen wurde, leitete der besorgte
Vater, der einer der gelehrtesten Fürsten seiner Zeit, ein tüchtiger
Lateiner und trefflicher Musiker war, größtentheils selbst. In den
ihr nothwendigen Sprachen erhielt sie gründlichen Unterricht, ebenso
in körperlichen lind kriegerischen Hebungen, und vom 15. Jahre an
wohnte sie regelmäßig den Konferenzen der Minister mit Aufmerk¬
samkeit bei, ohne jedoch dabei besonders viel zu lernen. Das Beste
bewirkte ihr eigener Geist, der richtige Takt, der ihr angeboren
war, und der Alle durchdringt, die Kopf und Herz an rechter Stelle
haben, und ihre ungeheuchelte Religiosität. Mißtrauisch in ihre eigene
Einsicht, prüfte sie lange, hörte tu den Konferenzen geduldig die er¬
müdendsten Vorträge und Einwürfe an, um sich ein eigenes Urtheil
zu bilden, und gelangte so zu richtiger Ansicht und Hebung.
Am 12. Februar 1736 vermählte sich Maria Theresia mit dem
Herzog Franz Stephan von Lothringen-Toskana; zuvor mußte
sie aber aus die Erbfolge verzichten, im Fall dem Kaiser ja noch
ein Prinz geboren werden sollte. Karl, der letzte männliche Habs¬
burger, starb am 20. Oktober 1740 in Folge einer Erkältung, die
er sich auf der Jagd zugezogen, ohne Hinterlassung eines männ¬
lichen Erben, und am 21. Oktober bestieg Maria Theresia den Thron
von Ungarn, Böhmen und Oesterreich und erklärte kurz darauf ihren
Gemahl zum Mitregenten. Gleich bei der Thronbesteigung wurde
sie in gefährliche Kriege verwickelt; denn der Kurfürst von Baiern
machte Ansprüche auf Oesterreich, und die Kurfürsten von Köln und
Pfalz erkannten die Erbfolge nicht an. Bündnisse zwischen Baiern,
Frankreich, Spanien, Pfalz und Köln kamen gegen Oesterreich und
Maria Theresia zu Stande, denen später auch Sachsen, und endlich
Preußens junger König, Friedrich 11., beitraten, und schon theilten
*) Räch Fr. Hoffmann.
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