Maximilian römischer König (1486). — Der schwäbische Bund (1488). 277
stets zur ersten Bedingung, den Landfrieden herzustellen und durch ein
höchstes Reichsgericht zu sichern. Der Kaiser aber verzögerte dies lange.
Endlich (1485) eroberte der kühne Ungarkönig Oesterreich und die Residenz¬
stadt Wien. Da mußte der Kaiser flüchten und kam 1486 mit seinem Sohne
Maximilian gen Frankfurt. Dort erwählten die versammelten Fürsten mit
16. Februar den Erzherzog Maximilian zum römischen König.
Auf diesen thatkräftigen jungen Fürsten waren alle Hoffnungen der
deutschen Nation gerichtet, daß er ihre Wünsche und Bedürfnisse werde ins
Werk setzen helfen. Diese betrafen die Herstellung des Landfriedens und die
Ordnung der so vielfach verworrenen inneren Verhältnisse durch reichsständi¬
sche Theilnahme an der Reichsverwaltung. Zwar scheiterte die Errichtung eines
obersten Reichsgerichts ander kleinlichen Eifersucht des Kaisers, welcher besorgte,
seine höchste Machtvollkommenheit dadurch einzubüßen. Hingegen wurde in
Schwaben, wo — trotz der Zersplitterung des Landes in lauter kleine Gebiete
vieler geistlicher und weltlicher Herrn und Städte — das alte Einungswesen
noch nachwirkte und beim Ritterstande auch noch fortdauerte, 1488 der An¬
fang zu einer wirksamen wechselseitigen Verbindung der einzelnen Stände ge¬
macht. Längst schon bestand dort eine großeAdelsgesellschaft, genannt „vom
Sankt-Georgen-Schilde", welche alle übrigen in sich ausgenommen
hatte und zu welcher auch Prälaten gehörten; sie umfaßte die Landschaften
in vier Kreisen und sah es für den Beruf des Adels an, „Gerechtigkeit und
Frieden zu fördern." Auf Betrieb des Grafen Hug von Werdend erg,
welcher des Kaisers Vertrauen besaß und verdiente, trat nun diese Adels¬
gesellschaft in Vereinigung mit zwei und zwanzig Reichsstädten, ttnd mit
beiden Theilen verbanden sich endlich auch die Fürsten; alle zu dem ge¬
meinsamen Zweck: durch gemeinsame Kraft den Landfrieden zu erhalten.
Diese allgemeine Verbindung wurde in der Folge der schwäbische Birnd
genannt, und gewann eine ausübende Gewalt von hoher Bedeutung.
Zur selben Zeit nahmen die Bürger der Stadt Brügge in den Nieder¬
landen den König Maximilian gefangen und wollten ihn zwingen, die Vor¬
mundschaft seines Sohnes Philipp dem König von Frankreich zu überlassen.
Während jedoch ihm sein Vater, der Kaiser, mit einem Reichsheer zur Hilfe,
heranzog, wurde Maximilian wieder frei gegeben, wiewohl auf harte Bedin¬
gungen. — Zwei Jahre darnach (1490) starb der Ungarkönig Matthias
Corvinus in Wien, und nun gewann König Maximilian Oesterreich und
nahm auch die Krone Ungarns in Anspruch. Doch eine zahlreiche Partei
der dortigen Großen erwählte den König Wladislav von Böhmen, mit
welchem Maximilian nach einigen Kriegsbewegungen einen Vergleich zur
Thronfolge in Ungarn (nach dem Erlöschen des Mannsstammes) schloß. —
Damals raubte Karl VIU., König von Frankreich, Maximilians Braut, Anna
von Bretagne, und schickte ihm dessen Tochter Margaretha zurück, obwohl
er ihre Mitgift (die Grafschaften Charolais, Burgund, Artois) behielt. Ma¬
ximilian wollte diese Beleidigung rächen, und da ihn das Reich im Stiche
ließ, so warb er auf eigene Kosten ein Heer gegen Frankreich, und erlangte
endlich (1493) die Herausgabe jener Grafschaften. In demselben Jahre
starb sein Vater, Kaiser Friedrich UI., nachdem er drei und fünfzig Jahre
die Krone getragen hatte, ohne je wirklich geherrscht zu haben, nämlich
im wahren Sinne dieses Worts. Er hinterließ seinem Sohne das Reich
in Verwirrung und die kaiserliche Krone ohne Ansehen.
Maximilian wax in allen Eigenschaften ganz das Gegentheil seines
bedächtigen, unentschlossenen Vaters. Er besaß Lebhaftigkeit des Geistes und