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Die Kreuzzüge.
ben, und der Hochmeister nahm nach Verlust Accons seinen
Sitz zu Marienburg. Das Ordenskleid war ein weißer Man¬
tel mit schwarzem Kreuz (Preußens Nationalfarben).
2) Der Bür- Neben dem Ritterstande gelangte zur Zeit und in Folge
gerstand ge-der Kreuzzüge auch der Bürg er stand zu eigenthümlicher
Neichtbnm Ausbildung und hoher Blüthe. Durch Anbau um die. seit Re-
nnd Privi- gierung der sächsischen Kaiser zum Schutze des Landes ange-
legie». legten Burgen waren allmälig.Städte entstanden, deren Ein¬
wohner vivos oder burgensvs (Bürger) hießen. Diese Städte
mehrten sich nach und nach und gelangten insbesondere durch
den in Folge der Kreuzzüge zunächst in den italischen Freistaa¬
ten aufblühenden, dann aber auch nach Deutschland sich aus¬
breitenden Handel allmälig zu großem Wohlstände. Dadurch
wurde das Streben nach Unabhängigkeit rege, und es gelang
ihnen bei den erworbenen Reichthümern auch dieselbe zu er¬
halten. Manche Große, welche bei Antritt einer Kreuzfahrt in
Geldnoth sich befanden, verpfändeten oder verkauften sogar
Güter und Rechte, und die wohlhabenden Städte brachten die¬
selben leicht an sich. So entstanden nach Befreiung von den
Gau - Gerichten die besondern Stadtrcchte (Weichbildrechte),
deren Verwaltung ein von dem Herrn des Orts ernannter
und vom Kaiser mit dem Blutbann belegter Vogt oder Burg¬
graf zu besorgen hatte. Ihm zur Seite stand ein Rath von
12 Schössen, welche von den Rittern und freien Einwohnern
der Stadt aus ihrer Mitte gewählt wurden. So >vac die
Regierung der Städte ursprünglich eine aristokratische, und be-
hielt diesen Charactcr auch später noch, wo an die Stelle der
eingesetzten Vögte frei gewählte Bürgermeister (cónsules) tra¬
ten , bis endlich in den von allen politischen Rechten ausge-
schlossenen Handwerkern ein demokratisches Element dem aristo¬
kratischen entgegentrat und dasselbe gegen Ende des 14. Jahr-
Hunderts ganz oder theilweise besiegte.
3) Der Bill,- Zugleich mit dem Bürgerstande hob sich auch der mitunter
gc={u bcu brücfenbften Hörigkeitsverhältnissen lebende Baue rn-
Freiheit! st^nd- Manchem Leibeigenen wurde von seinem Herrn, wenn
er eine Kreuzfahrt unternahm, die Freiheit geschenkt; mancher
erhielt sie auch dadurch, daß sein Herr nie von dem Zuge
heimkehrte und in Folge davon seine Besitzungen zerfielen.
Ein Anderer nahm selbst das Kreuz und erkämpfte sich die
Freiheit im gelobten Lande; viele siüchteten sich auch in eine
entfernte Stadt und erlangten, wenn der Herr nicht binnen
Jahresfrist sein Recht geltend machte, ihre Unabhängigkeit.
Neben diesen äußern waren aber auch innere Gründe für die
Milderung des Abhängigkeitsverhältnisses und insbesondere der
Leibeigenschaft wirksam; und wenn hier einerseits die Religion