Full text: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

Kap- 8. Die Gränzkricge. (Aufstand der Bataver.) 
43 
hatte. Er war seiner Freiheitsgesinnungen wegen vom niederrheinischen 
Statthalter gefangen nach Rom geschickt, dort aber nach Nero's 
Sturz vom Galba wieder sreigegeben worden. Heimgekehrt fand er 
seinen Bruder getödtet, daher er in der Erbitterung sich an die Spitze 
seiner Landsleute stellte, die eben für die Truppen des neuen Impe¬ 
rators Vitellins gepreßt werden sollten. Nach einigen Siegen über 
die römischen Heere und Besatzungen suchte er auch Gallien zum 
Aufstand zu bringen und zog Verstärkungen aus Deutschland, beson¬ 
ders Bructcrer und Katten, an sich, durch die er besonders die römisch 
gesinnten Ubier und Trevirer hart mitnehmen ließ. 
So lange in Nom der Thronstreit zwischen Vitellins und Vespa- 
sian dauerte, gab Civilis vor, für den letztern zu kämpfen; als 
aber Vespasian den Thron gewann, erklärte er sich unumwunden für 
völlige Freiheit vom römischen Joch, und auch die Gallier erhoben 
sich nun unter einem gewissen Julius Sabinus, tödteten die 
römischen Befehlshaber am Rhein, ließen deren Legionen zu Mainz 
und Köln Treue dem „gallischen Reiche" schwören und halfen dem 
Civilis das lange belagerte Vetßra erobern, das nach der Plünde¬ 
rung verbrannt wurde. Nun war der ganze Rhein frei, mit Ausnahme 
von Mainz und Vindonissa (Windisch in der Schweiz), und Cöln 
sollte die neue Bundesstadt werden. Die Anmuthung des Sabinus aber, 
daß sich die Bataver dem gallischen Reiche einverleiben lassen sollten, 
wies Civilis mit Entschiedenheit zurück, weil er Batavien als 
ein wesentliches Glied Deutschlands betrachtete. 
Bci allen seinen Unternehmungen setzte Civilis das größte Vertrauen in 
die Rathschläge der Seherin Vellebñ, die im Bructcrerland in einem einsamen 
Thurme an der Lippe wvhntc. Sie trug durch ihre Aussprüche und Sicgeswcisia- 
gungen viel zur gemeinsamen Vereinigung der nicdcrrheinischcn Stämme in die¬ 
sem Freiheitskriege bci. 
Als aber bald darauf Sabinus, der sich sogar zum Kaiser 
ausrufen ließ, von den Seqnanern geschlagen wurde, erkaltete unter 
den Galliern der Freiheitseifer, zumal Kaiser Vespasian große 
Rüstungen machte, den gefährlichen Aufstand zu dämpfen. Gegen¬ 
seitige Eifersucht der Stämme hinderte an nachdrücklicher Fortsetzung 
des Krieges, und als der römische Feldherr Cereülts mit den 
neuen römischen Legionen über die Alpen an den Rhein kam und die 
Trevirer bei Bingen schlug, kehrten fast alle Gallier wieder 
in den alten Gehorsam zurück. 
Noch widerstand aber Civilis mit den Batavern und andern 
germanischen und gallischen Völkerschaften auf's kräftigste; als er
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.