Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

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Geschichte der neueren Zeit. 
erfüllte, Maria, als Haupt der englischen und schottischen Katholiken, 
und als legitime Erbin des englischen Thrones bei Elisabeths Tod, 
dem Untergange geweiht. Man ließ sie als Mitverschworne anklagen, 
durch ein Gericht von 47 Pairs (28. Oktober) zum Tode verurthei- 
len und das Todesurtheil durch das Parlament bestätigen. Am 22. No¬ 
vember wurde es der gefangenen Königin verkündet und am 8. Februar 
1586 in dem Schloß Fotheringhai durch das Beil vollzogen. Eli¬ 
sabeth versuchte die Schuld des mit ihren Ministern Burleigh und 
Wal sing Ham reiflich erwogenen politischen Mordes auf Untergeord¬ 
nete zu wälzen, als ob diese ohne ihren ausdrücklichen Befehl gehan¬ 
delt hätten. 
Der entscheidende Kamps zwischen Spanien und England (1588—1605). 
§ 101. Gleichzeitig begann auch der Kampf zwischen Philipp II. 
und Elisabeth, nachdem sie einander längst entgegengearbeitet hatten, 
denn Philipp unterstützte die Katholiken in England und Schottland 
mit Gelv, die Irländer auch mit Hilfstruppen, Elisabeth aber die Hu¬ 
genotten in Frankreich, vor allen jedoch die Niederländer, denen sie 
1586, als sie durch die spanischen Waffen hart bedrängt wurden, ein 
HilfskorpS von 6000 Mann schickte; überdies hatten mitten im Frie¬ 
den englische Seeleute, wie Hawkins, Drake und Kavendish, 
nicht nur aus die spanischen Schiffe Jagd gemacht, sondern auch in den 
spanischen Kolonialländern Städte und Dörfer überfallen, wie Türken 
gemordet und gebrannt und ungeheuren Raub fortgeschleppt. 
§ 102. Als Philipp sich endlich zum offenen Bruche entschloß, 
wollte er England selbst mit einem Hauptschlage treffen, anstatt die 
feindlichen Flotten zu vernichten. In den spanischen Häfen wurden 
Schiffe von ungeheurer Größe, auf den niederländischen Flüssen und 
Kanälen zahlreiche Schaluppen gebaut, aus welchen der berühmte Feld¬ 
herr Alexander von Parma mit 30,000 Mann nach England 
übersetzen sollte. Allein Philipp hatte den Oberbefehl über die Flotte 
„die große Armada" dem unfähigen Herzog von Medina Sido- 
nia übergeben und demselben überdies durch strenge Verhaltungsbe- 
sehle die Hände gebunden. Im Mai 1588 lief die große Flotte aus, 
wurde aber durch einen Sturm so zugerichtet, daß sie drei Wochen zu 
ihrer Ausbesserung bedurfte. Als sie endlich im Kanäle erschien, 
wagten die Engländer, welche von Howard von Effingham, 
Drake, Ra leig h re. befehligt wurden, keine Schlacht in der Linie, 
sie manövrierten aber mit ihren leichteren und gewandteren Schiffen 
so geschickt, daß manche der gewaltigen spanischen Galeaffen abgeschnit¬ 
ten und genommen wurden; sie beunruhigten die Flotte in den Häfen 
durch Brander, während die Niederländer durch ihre Geschwader das 
Auslaufen der Expedition Alexanders von Parma hinderten. Ende 
Juli war die spanische Flotte durch Stürme und kleine Gefechte be¬ 
reits so zugerichtet und der spanische Admiral so entmuthigt, daß in 
einem Kriegsrath beschlossen wurde, um Schottland utid Irland herum 
nach Spanien zurück zu segeln; auf dieser Fahrt traf die Flotte ein 
neuer verheerender Sturm, so daß sie erst nach einem Verluste von 30 
großen Schiffen und 10,000 Mann die Häfen der Halbinsel erreichte. 
§ 103. Dieser Schlag lähmte die Unternehmungen Alexanders
	        
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